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0ZZ08980T0000E nuy/2zOZA // / IND 82 ZT 20-11-60 .org/access_use#pd-us-google Digitized by 574 Petro ging aufs Gemeindeamt. Die Leute hielten ihn an und er bemerkte sie gar nicht so sehr war er in Gedanken versunken. Und er war ausser- gewöhnlich ruhig. Eine ähnliche Ruhe hatte sich jetzt seiner bemächtigt wie damals, da er ausgegangen war, um zu stehlen. Als er aber die vor dem Gemeindeamt versammelte Gemeinde gewahr wurde, drohte das Herz, ihm die Brust zu sprengen. Wie soll er's nur im Angesicht der Gemeinde erzählen? Vielleicht abwarten, bis sie auseinander gegangen und es dann dem Vorsteher allein sagen? Indessen war er der Gemeinde ganz nahe gekommen. Er selber wusste sich nicht mehr zu erinnern, wie er sich durch all die Leute zum Podium hin- durchgedrängt hatte. Auf dem Podium stand der Schreiber und verlas irgend etwas. Petro wartete. Die Stimme des Schreibers widerhallte ihm in den Ohren, doch die Worte zu unterscheiden vermochte er nicht. Er gab sich übrigens keine Mühe, ihm zuzuhören. Sein Kopf brannte. Was war das? Die Gemeinde brummte - der Schreiber war mit dem Verlesen zu Ende. Nun war es an der Zeit. Er nahm die Mütze ab und begann : Ihr guten Leute! . . ." Die Gemeinde wurde ein wenig stiller. Petro sagt etwas, hört zu!" Was will er denn?" So hört doch an, was der Mann sagt!" Petro benahm es den Mut, er atmete kaum. Ach! wie das die Brust bedrfickte... Ihr guten Leute! Verzeiht mir, denn ich bin ein Dieb! Aus dem Magazin habe ich gestohlen . . ." Nachdem er das gesprochen, warf er sich der Gemeinde zu Füssen ... Die Gemeinde begriff kaum, warum Petro sich einen Dieb nennt, denn keinem kam es in den Sinn, dass man aus dem Magazin gestohlen hätte. Der Schreiber hatte befohlen, Petro sofort zu arretieren. Doch liess es die Gemeinde nicht zu! Die Habe ist unser, also auch das Gericht!"-schrieen die Leute. Aber die Gemeinde tat Petro nichts. Er selber hatte von seinem Verdienst das Geld erspart, um drei volle Säcke Getreide zu kaufen und die brachte er ins Magazin. Und da wurde er auch gleichsam von neuem geboren. Die Gemeinde fühlte es, nicht mit dem Verstand, aber mit dem Herzen, was Petro zu einer solchen Tat getrieben und niemand mehr erwähnte das. Petro selbst beruhigte sich langsam. Und Horpyna wurde wieder seine Horpyna, dieselbe, die sie früher gewesen... Und sie fingen wieder an zu leben, zu leben...

Aus dem Ukrainischen von Wilhelm Horoschowski.
Empfohlene Zitierweise:
: Ruthenische Revue, Jahrgang 2.1904. Verlag der Ruthenischen Revue, Wien 1904, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RuthenischeRevue1904SelectedPages.pdf/486&oldid=- (Version vom 19.6.2022)