jeden einzelnen Hebräer heranzuschleppen
und ihn zum Genuß von Schweine- und Götzenopferfleisch zu nötigen;
sollten zu Tod gerädert werden.
als erster aus der Schar ward nahe vor ihn ein Hebräer hingestellt;
er hieß Eleazar und war der Abstammung nach Priester,
nach seiner Bildung Gesetzesgelehrter,
von vorgeschrittenem Alter und vielen in des Tyrannen Umgebung
wegen seiner Philosophie wohlbekannt.
möchte ich für mein Teil dir den Rat geben,
dich durch Schweinefleischgenuß zu retten;
denn ich achte dein Alter und deine grauen Haare;
du trägst zwar diese schon lange;
trotzdem scheinst du mir kein Philosoph zu sein,
da du dich noch immer zur Judenreligion hältst.
wo doch die Natur die gnädige Spenderin ist?
ja ein Unrecht, die Gnadenspenden der Natur zurückzuweisen.
auch noch mich verachtest, zu deinem eigenen Schaden.
Willst du denn nicht aus eurer albernen Philosophie erwachen?
Vernunft, wie sie zu deinem Alter paßt, annehmen
und über die Wahrheit, die etwas nützt, philosophieren?
und Mitleid mit deinem Greisenalter bekunden?
Waltet wirklich über dieser eurer Religion eine geheime Macht,
dann verzeiht sie dir doch gewiß jede aufgenötigte Gesetzesübertretung.
da bat Eleazar ums Wort.
unser Leben nach dem göttlichen Gesetz einzurichten;
nun sind wir der Ansicht,
es gäbe keinen Zwang, der uns mehr nötige
als unsere Gesetzesverpflichtung.
das Gesetz zu übertreten.
nähmen wir aber fälschlich an, es sei göttlich,
so dürften wir doch nicht unsere Ansicht über die Frömmigkeit verleugnen.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 707. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_707.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)