wenn sie Gewand oder Bart oder Frisur nicht pflegen,
oder wenn ein Weib sein Kind auf Giftmischerei ertappt,
oder wenn Kinder das Vermögen aufzehren,
oder wenn ein Bürger seiner Gattin beraubt wird,
oder wenn eine Jungfrau bei nächtlichen Festen verführt wird,
oder wenn eine noch nicht zum Weib gereifte Dirne
schon solche Leidenschaften hat,
oder wenn ein Jüngling in Lüsternheit der Liebling einer ganzen Stadt ist,
oder wenn Oliven zu Salben verwendet werden,
oder wenn sich die Tischgenossen unter Verpfändung der Ringe der Weinlaune überlassen,
oder wenn die Speisen überaus kostspielig sind,
die doch sich nur durch die Mägen entleeren,
oder wenn die wichtigsten Entscheidungen die der Bühne sind.
wenn sie der Schlechtigkeit nachgesetzt wird.
wenn ihr unter dem Vorwand erlittenen Unrechts
euch gegenseitig mit Mordtaten beflecket, ihr Unseligen,
die ihr euch aus Menschen in Tiere wandeltet?
durch die holde Tonkunst zu allen unholden Leidenschaften aufstacheln.
wird zu Werkzeugen des Mordes und des Todes umgeschmiedet.
die kriegerische Athene und der mörderische Ares.
Menschen gegen Menschen,
und wünschet Metzeleien.
Dabei bestrafet ihr die, die nicht morden wollen,
als Fahnenflüchtige
und ehret die Bluthunde als Helden.
noch greifen die Pferde zum Schwert,
noch siehst du je einen Adler im Harnisch gegen einen Adler.
sondern jeder benützt seine Glieder auch als Waffen.
die andern Schnäbel, andere Flügel,
wieder andere besitzen Schnelligkeit oder Größe,
oder Kleinheit oder Dicke oder Schwimmfertigkeit,
und viele haben nur ein Schnauben.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_478.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)