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der Rolle nicht vorgeschrieben, es characterisirt sie nicht, es wirft sie unleugbar ins Gemeine. Herr Ritzenfeldt sollte, als denkender und routinirter Schauspieler, es beßer verstehen, seine Haltungen im ernsthaften Drama, von denen im Operistischen Unsinn nothdürftig geltenden, richtig und critisch zu unterscheiden. –

Außer dem Schreibepulte wurde heute auch noch das Publikum mit einem hier zum erstenmal gegebenen kleinen Lustspiele in einem Aufzuge – der Huth, von Vogel, recht intereßant unterhalten. Sein Inhalt befaßet folgende Ideen.

Ein iunger Graf kömmt nach vieliähriger Abwesenheit, während welcher seine Eltern gestorben sind, und ihn als einzigen Erben verlaßen haben, auf sein väterliches Stammgut Falkenheim, ohne sich zu erkennen zu geben, zurük, denn er getraut sich, im Incognito am leichtesten zu erforschen, wie es dort hergeht, was er sich von seinem beschloßenen Aufenthalt daselbst, von seinen dasigen Unterthanen, für die Zukunft versprechen darf? Er kehrt als reisender Fußgänger beym Gastwirthe im Dorfe ein, findet vor deßen Hausthüre ab- und zugehende Gesellschaft, und bekömmt bey einem Glase Wein, worauf er verschiedentlich Bescheid thut, aus ihren Unterhaltungen manchen Aufschluß, der für ihn, und für seine geheimen Absichten, äußerst wichtig ist – besonders diesen, daß seine Unterthanen von der Gerichtsobrigkeit bisher sehr gedrükt worden sind. – Der Gastwirth Boll steht im Begriffe, seine Tochter Suschen mit Friz, dem Sohne des wohlhabenden, und braven, Bauer Wies zu