Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 020.jpg

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gegen eheliche Treue bliken läßt, überwältigt sie bittre Wehmuth. – „Adolph! du bist ungerecht!“ ruft sie ihm, auf das innre Bewußtseyn ihrer Unschuld pochend, entgegen. – Jezt befragt sie Adolph um die Bekanntschaft mit Wartenfels; sie läugnet solche nicht ab. Er will wissen, von wem sie den Stoff, aus dem das bewußte Kleid gefertigt wurde, erhalten hat? – Sie antwortet darauf wörtlich:

„Um deiner Ruhe willen höre mich! Richte mich dann nach aller Strenge, nur laß mich nicht strafbarer scheinen, als ich bin! – Ich machte bey der Tante seine Bekanntschaft; er verfolgte mich gleich meinem Schatten; seine Albernheiten belustigten mich eine Weile; ich hätte dir es gleich Anfangs sagen sollen, aber deine Ruhe war mir zu werth, – und warum einen Verdacht auf mich laden, den ich nicht verdiente? – Daß ich den Stoff wider deinen Willen zerschneiden lies, war – ich bekenne es – unbesonnen; aber, der Himmel sey mein Zeuge, damals wußte ich nicht, daß er von ihm war; erst, nachdem ich das Kleid schon einige mal getragen hatte, vertraute mir es die Tante; seit ienem Augenblik kam es nicht mehr an meinen Leib. etc.“

Adolph beschliesset das critische Tetratete durch den bestimmten Befehl an Amalien:

„Von nun an meidest du die Tante, – oder mich!“ –

Christine, Amaliens, mit in der Leztern Verführung complottirendes, Cammermädchen, bringt ihrer gebietenden Frau unmittelbar darauf einen Brief von Wartenfels, den Amalie anzunehmen sich erst weigert, doch, da die arglistige Zofe ihr die Ueberzeugung