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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück)

wachhabender Officier war, im ersten Vorzimmer, wo man sich die Schildwachen, und die Livree, denken konnte, ablegen. Ich weiß gar wohl, daß in der 9ten Scene der Dichter dem Hauptmann gewisse Manövers mit dem Stokke ausdrüklich vorgezeichnet hat, dies führte wahrscheinlich Herrn Löhrs irre – aber, abgerechnet, daß in lezterer Scene der Fürst gar nicht gegenwärtig ist, in der 6ten hingegen der Hauptmann gerade vor ihm steht, ich sage es frey heraus, daß Herr Professor Engel selbst wider alle militärischen Reglements fehlte, wenn er seinem Hauptmann in des Fürsten zweytem Vorzimmer mit dem Stokke zu erscheinen, herum zu fechten, und lärmend aufzustoßen, vorschreibt.

Herr Langerhans benahm sich sehr devot gegen den Fürsten, oft ängstlich wie ein Verbrecher – warum das leztere? habe ich nicht verstanden. Diese kleine Ueberspannung abgerechnet, trug Herr Langerhans das ächte Bild des Bidermans, und treuen Dieners, in jeder Mine, in seiner ganzen Haltung.

Des Herrn Nätsch Stelle wäre zuverläßig heute weit besser durch Herrn Petersen besezt gewesen – Zum fürstlichen Kammerdiener ist ersterer gar zu wenig abgeschliffen. – –

Dem Edelknaben folgte heute in der Darstellung auf unserer deutschen Bühne der bestrafte Hochmuth, Singspiel in drey Aufzügen, aus dem Italiänischen, nach Gerls Musik.

Welch ein Chaos von übertriebenen Narrenspossen! – –

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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück). Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1800, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1800)_Seite_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)