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sich dazu. Endlich war das edle Königspaar im hohen Saale angelangt und empfing dort die Königskrone. Nun wurde Recht und Gerechtigkeit gesprochen, die Verräter wurden bestraft, und dem ganzen Lande der Frieden zugeschworen. Boten wurden mit der frohen Kunde nach aller Herren Ländern ausgesandt. Könige kamen herbei, und auch König Reinmund kam angefahren mit tausend Rittern und manchen holden Frauen. Ich darf Euch nicht die Wonne schildern, welche die junge Königin hierbei empfand. Zu lange würde es Euch auch währen, wollte ich Euch den Glanz, die Pracht schildern, welche sich entfaltete.

König Wilhelm beriet nun mit seinen Getreuen, was man mir doch zum Lohn geben könnte, ehe ich schied. Und nichts anderes als Kent, das Herzogtum, hatte man mir ausersehen. Als all die hohen Gäste nun im Kreise rings um ihn herum saßen, hieß der König alles schweigen und begann auf mich zeigend also zu reden:

„Hier sitzt, der mich und meine Genossen errettete, der neues Leben in meine Brust flößte, als ich, ein Kranker an Seele und Leib, bei ihm einkehrte. Er gab mir Gesundheit wieder, und ein Weib, welches er dem eigenen Sohne nahm. Auch büßte er der reichen Schätze viele ein, und gab uns Leben, Ehre und Habe wieder. Wir werden stets seine Schuldner bleiben; doch zum Zeichen, daß wir erkenntlich sein möchten, bieten wir ihm das Herzogtum Kent zum Fahnenlehen an.“

„Herr, glaubt mir“, erwiderte ich, „ich bin Euch dankbar für das Geschenk, das Ihr mir zugedacht habt. Glaubt mir, ich werde es Euch in Treuen nimmer vergessen; aber dennoch kann ich die hohe Ehre, die mir jetzt zu Teil werden soll, nicht annehmen. Ich bin zu hoch, zu niedrig für Euren Lohn: zu hoch, weil man die Königswürde schon einmal auf meine Schultern legte; zu niedrig, weil ich doch immer nur ein schlichter Kaufmann bin. Indessen könnt Ihr mich beglücken, edler Herr, wenn Ihr mir gebt, was ich selbst von Euch erbitte. Schwört mir, Herr, denen die Schuld zu erlassen, die sich an Euch, an dem Reiche vergingen. Laßt allen Groll verschwinden, auf daß sie, die irrten in böser Zeit, wieder Rechte und Anteil an Euch haben. Gewährt mir dies, o Herr, das sei mein Fahnenlehn!“

„Wohlan, es sei“, sprach da mein königlicher Herr. „Wer sich je an mir verging, dem sei die Sühne erlassen, ich will ihm meine Huld wieder

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/250&oldid=- (Version vom 1.8.2018)