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ich selber kaum habe, davon ich mein Leben fristen mag? Ach armer Schmerzenreich, ach armes unglückliches Kind!“

Golo erhielt nun durch die Alte die Zeitung, daß nunmehro in dem Kerker zwei Gefangene lägen. Wohl wurde er für sie um eine Labe gebeten, damit die edle Frau sich selbst und den neugeborenen Grafen erhalten könne. Allein der heillose Verbrecher hatte kein Erbarmen. Er wollte nur verhindern, daß sie vor Mattigkeit stürbe. Darum befahl er ihr etwas mehr Brot zu geben als vorher, aber außerdem nichts als Wasser, wozu er sie dann noch täglich mit seinen Scheltworten und Schmähreden speisete.

Bis zu dieser Zeit hatte aus Furcht vor dem Hofmeister noch niemand über alle diese Vorfälle dem Grafen etwas berichtet. Nun war die Heimkehr des Grafen aber auch noch dadurch verzögert worden, daß er bei Avignon einen Pfeilschuß erhalten hatte, welcher nur langsam heilte. So schickte denn Golo, da schon das Kind nicht weniger als zwei Monate alt war, einen Boten, welcher dem Grafen die nötigsten Nachrichten brachte.

„Gnädigster Herr,“ schrieb Golo, „Euer Gnaden belieben von dem Boten, welchen ich sende, sich mündlich berichten zu lassen, was hier geschah und in seine Erzählungen keinen Zweifel zu setzen. Mir aber, als Eurem getreusten Diener, wollen Euer Gnaden kund thun, wie ich mich in der schweren Sache, über welche nun der mündliche Bericht von dem treuen Boten erfolgen wird, zu verhalten habe.“

Durch solchen Brief geriet Graf Siegfried alsobald in die größte Aufregung, zumal da auch seine Wunde, welche er in Languedoc heilen lassen wollte, immer noch nicht vernarbt war. Als nun gar der von Golo bestochene Bote die schändlichsten Lügen von der Gräfin und dem armen unschuldigen Koch Dragones vorbrachte, auch dabei erzählte, des Grafen treulose Gemahlin habe einen Sohn bekommen, der nun gerade einen Monat alt sei, da kannte des armen Grafen Zorn keine Grenzen mehr.

Alsobald fing er an zu wüten und lästerte den Koch sammt der Gräfin. „Du verfluchtes Weib,“ sagte er, „darfst Du die angelobte Treue so schändlich zerbrechen? O Du meineidige Frau, wie hast Du Dich so schändlich bei mir angestellt, als wenn Du gar ehrbar und heilig wärest!“

Nun besann sich der Graf hin und her, wie er die Untreue seiner Gemahlin am besten bestrafen könne. Endlich schickte er den betrüglichen

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)