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ganze Commando über die Bande. Und von jetzt an spazierte er selbst mit der langen Pfeife unter den aufgespeicherten Schätzen in der Räuberhöhle umher, lebte wie ein großer Herr und that nichts weiter, als daß er den Räubern Befehle ertheilte wie ein General.

Dem Kaufmann in Hamburg aber wurde die Zeit zu lang, bis der Geschäftsführer des Königs von Marocco zurück kam. Er ging auf der Straße auf und nieder, allein die Kutsche mit den vier Hengsten, worin der junge Räuber saß, kam nicht zurück. Da ging er in die Stube, wo der König von Marocco mit Austern und Champagnerwein bewirthet ward, und drohte, daß er ihn vor den Richter führen würde, wenn sein Geschäftsführer nicht bald zurückkehre. Der aber schrie wie wüthend, als er vom Richter hörte: „Ich bin der König von Maroccoco.“

Der mit dem Strohkranze und der Papierkrone weigerte sich am andern Morgen, gutwillig mit vor den Richter zu gehen. Deshalb mußte der Kaufherr auf die Polizei schicken, die ihn mit Gewalt hinbringen sollte. Als er aber merkte, daß die Polizei ihm Gewalt anthun wolle, warf er ihr grimmige Blicke zu und rief immerfort: „Ich bin der König von Maroccoco.“ Sie traute sich darum anfangs gar nicht, ihn anzugreifen; endlich aber faßte sie sich ein Herz, und wie sie ihn über die Straße vor den Richter führte, rief er noch immerfort: „Ich bin der König von Maroccoco.“ Da rissen einige andere reiche Handelsherren das Fenster auf und riefen dem Kaufmann, der den König von Marocco vor den Richter führen ließ, zu: „Ei, ei, einem solchen Manne solltet Ihr doch wol ein paar Jahre Credit geben, was soll denn aus unsern Handelsbeziehungen mit Marocco werden, wenn der König von Marocco hier so vor den Kopf gestoßen wird?“

So kam der Gefangene vor den Richter, da antwortete

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_156.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)