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So war er mehrere Jahre lang schon in der Welt umhergezogen und kam einstmals vor dem Schlosse vorbei, da schaute der König heraus. Er hatte sich aber ein gelbes Schild machen lassen, das er vor der Mütze trug und worauf geschrieben stand: daß er sich vor Nichts fürchte. Als der König das las, winkte er ihn zu sich herauf und sprach: „Wie du siehst, steht meinem Schlosse gegenüber noch ein älteres Schloß. Darin ist es nicht geheuer, und herrscht eine Verwünschung darin; wenn du die lösen kannst, so sollst du die Prinzessin zur Gemahlin haben.“

Da ließ sich der Bäckerlehrling den Abend in das alte Schloß führen, und die Thür wurde hinter ihm verschlossen. Er aber setzte sich hin und rauchte eine Pfeife Taback. Nachts um elf Uhr entstand ein großer Lärm; sechs Männer kamen auf ihn losgestürmt und fragten, was er hier wolle. Er antwortete, das werde er ihnen sogleich zeigen, griff nach dem Kegel und schlug auf die sechs Männer los, bis sie verschwunden waren. Jetzt öffnete sich über ihm die Decke, und es kamen vier Männer mit einem Sarge herein. Von dem hoben sie den Deckel ab und verschwanden. Es lag aber ein König in dem Sarge, der richtete sich auf und bat den Bäckerlehrling: er möge ihm doch sein Bein wiedergeben, welches er ihm in dem Gewölbe weggenommen habe; denn der Kegelkönig sei sein Bein gewesen. Da antwortete der Bäckerlehrling: wenn er versprechen wolle, niemals wieder hierher zu kommen, so solle er das Bein wieder haben, und der König erwiderte: wenn er das Bein habe, so käme er nicht wieder. Da gab er das Bein hin, und der König zeigte ihm aus Dankbarkeit, da er nun wieder ordentlich stehen und gehen konnte, alle Merkwürdigkeiten des alten Schlosses. Er ging nämlich, nachdem er aus dem Sarge gestiegen war, mit dem Bäckerlehrling an der Wand entlang, und drückte an einem Knopfe, sodaß

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_116.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)