Seite:Prodromos (Altenberg).djvu/196

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

oder Selbst-Erziehung ein „ästhetisches Zeugnis der Reife und Vollendung“ vor dem Throne der Natur niederzulegen imstande bist!

Riemen-Sandalen an nacktem Fusse sind die ideale Fussbekleidung!

Aber möge dieser durch seine Form-Vollendung erst es versuchen, mit seiner ungewohnten Nacktheit die Mitmenschen zu versöhnen!


* * *


Fünf Kreuzer-Tanz.

In einem Prater-Wirtshaus. 5 Kreuzer-Tanz. Nachts.

Sie und er an einem Tische.

Sie, spöttisch, aufreizend: „No also, jetzt sein mer alsdann da – – –.“

Stille.

Er: „No, hab’ i Ihna g’hindert zu tanzen?!? Na also. Was woll’ns?!?“

Sie: „Wer red’t von Tanzen?!?“

Es kommt jemand, sie zum Tanze aufzufordern.

„Ich danke, ich tanze nicht – – –.“

„Gib doch dem Herrn keinen Korb – – –.“

Sie blickt ihn an, blickt ihn an, fühlt: „Du Falscher, du Feiger – – –.“

3 Uhr morgens. Er lauert ihr und ihren beiden Tänzern auf, schleicht nach, verschwindet.

Ein Morgen, ein Vormittag, ein Nachmittag des Irrsinns, der Herzens-Not. Krebs der Seele. Es frisst an, zehrt, untergräbt, höhlt aus, vernichtet. Kanaille!

Empfohlene Zitierweise:
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)