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Häuser- und Turmkomplex ab. Hier haben wir wohl die erste perspektivische Darstellung der Stadt Rom im Mittelalter vor uns. Innerhalb der aus der Vogelperspektive gezeichneten alten Stadtmauer, die von drei Toren, vorn porta del popolo, im Hintergrund porta S. Paolo und porta S. Giovanni, durchbrochen wird, teilt der mehrfach überbrückte Tiber die Stadt in die zwei ungleichen Hälften. Rechts vorn das Mausoleum des Hadrian als wichtiger Teil der Stadtbefestigung die Mauerumfassung durchbrechend, knapp am Fluß. Dahinter rechts die alte Peterskirche, weiter hinauf der Obelisk vom ehemaligen Circus Vaticanus, dahinter wol die Kirche S. Maria in Trastevere. Diesseits des Tiber gruppieren sich die Gebäude um den kapitolinischen Palast. Vorn das Pantheon mit der offenen Kuppel, daneben links das Mausoleum des Augustus, dahinter das Forum, durch die Trajanssäule charakterisiert. Hinter dem Kapitol das mächtige Kolosseum, links der Lateran, rechts der Titusbogen, darüber die Cestiuspyramide. Die perspektivische Aufnahme des Stadtbildes ist etwa vom Monte Pincio aus gemacht. Haberditzl a. O. 646. Für diese detaillierte Darstellung wird man wohl einen Italiener, vielleicht einen stadtrömischen Goldschmied als Stempelschneider der Bulle annehmen müssen. Daß diese Typare nicht in Deutschland geschnitten wurden, steht wohl außer Frage (I, Taf. 50, 7. 8).


9. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1332 Febr. 25.

Kaiserliches Sekret. Ein einfacher rechtssehender Adler (I, Taf. 51, 3).

Umschrift: † S · SECR’ · LVDOWICI · DEI · GRA · ROMANOR’ IMPATORIS · S · A.


10. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2889.     1341 Juli 3.     Abb. Heffner VIII, 75.

Derselbe Stempel wie No. 9, zu beiden Seiten des Halses die Buchstaben: L-S, um 1340 auf dem Stempel eingeschnitten (Ludovici sigillum). Or. München Sel. 726 1/11 1339 zeigt die Buchstaben noch nicht, sie erscheinen zum ersten Male bei Sel. 786 28/2 1341. Schaus a. O. 4. Haberditzl a. O. 650. (I, Taf. 51, 4).


11. Or. Reichsarchiv München.     1340 April 3.     Abb. Mon. boica, Taf. 6, No. 35.

Siegel in Vormundschaft des minderjährigen Herzogs Johann von Niederbayern. Ein gespaltener dreieckiger Schild, rechts die bayrischen Wecken, links der pfälzer Löwe. Um den Schild ein Kleeornament mit ausgerecklen Spitzen, in dessen Winkeln Rosen (I, Taf. 51, 5).


12. Or. Stadtarchiv München.     1315 Febr. 18.

Siegelring. Kopf mit dreizackiger Krone, ähnlich dem Kopf des großen Siegels (I, Taf. 50, 5), der Rand geperlt (IV, Taf. 74, 11).


13. Abgefallenes Originalsiegel in der Sammlung Trummer-Wandsbek.

Hofgericht (Königszeit). Die Urkunde des Hofrichters Grafen Berthold von Graisbach vom Jahre 1324 Aug. 16 (Gedr. Gudenus, Cod. dipl. 2, 1026) befand sich früher im Archive der Burggrafen von Landskron, das jetzt im Besitz der Freiherrlich von Steinschen Familien zu Nassau ist, ist nicht mehr aufzufinden. Vom Siegel gibt Gudenus eine nicht ausreichende Beschreibung. Vermutlich stammt das lose Originalsiegel, dem an Pergamentstreifen hängend, ein Zettel mit der Jahreszahl 1324 ohne Tagesangabe beigefügt ist, von jener verlorenen Urkunde (IV, Taf. 75, 1).


14. Or. Reichsarchiv München.     1332 Jan. 27.

Hofgericht (Kaiserzeit). Darstellung wie No. 13.

Rücksiegel: Dieselbe Figur kleiner (I, Taf. 51, 6. 7).


Falsches Siegel: II, Taf. 57, 4. 6.


Beatrix, erste Gemahlin Ludwig IV.


1. Or. Reichsarchiv München.     1315 Jan. 25.

Die Königin auf dem Throne sitzend, in langem Gewande; in der Rechten eine Blume (Kreuz?), die Linke an die Brust gelegt (I, Taf. 52, 1).


2. Or. Reichsarchiv München (Miltenberger Archiv) 1315.

Ein Dreieckschild mit gekröntem Löwen (I, Taf. 52, 2).


3. Or. Reichsarchiv München.     1320 Aug. 27.     Abb. Mon. boica 8, Taf. 1, No. 3 (fehlerhaft).

Ein einfacher, gekrönter, rechtssehender Adler (I, Taf. 52, 3).


Margarete, zweite Gemahlin Ludwig IV.


1. Abdruck Staatsarchiv Brüssel.     Mit Jahr 1309.

Darstellung wie I, Taf. 52, 1. Römische Königin. (IV, Taf. 74, 12).


2. Or. Reichsarchiv München.     1340 April 3.     Abb. Mon. boica 11, Taf. 6, No. 35b.

Zwischen vier Schilden, auf dem mit Krone bedachten Throne sitzend, die Rechte an die Brust gelegt, mit der Linken einen Hund auf dem Schoße haltend. Schilde: rechts oben Löwe (Böhmen), unten Löwe über Balken (Luxemburg), links oben Löwe (Pfalz), unten gerautet (Bayern) (I, Taf. 52, 4).


3. Or. Reichsarchiv München.     1340 Mai 28.     Abb. Mon. boica 3, Taf. 3, No. 16 (schlecht).

Eine Frauenbüste mit Gebende und davon herabfallender Schleier. Über dem Haupte halten zwei Löwen eine Krone (I, Taf. 52, 5).


4. Or.Reichsarchiv München.     1348 Mai 25.     Abb. Heffner IX, 76.

Die Kaiserin sitzend auf einer Bank ohne Rücklehne, die auf der Vorderseite auf zwei Medaillons je einen einfachen Adler trägt. In der Rechten der Reichsapfel, die Linke liegt auf der Brust. Unter der Laubkrone fallen lange Locken herab, das Ober- und Unterkleid sind einfach, ohne jede Verzierung (I, Taf. 52, 6).


Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0042.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)