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Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler

Beflissenen nicht für würdig, ein weichliches Leben zu führen und zu schwelgen, nacheifernd den Bestrebungen und Bemühungen derer, die man zwar glücklich nennt, die in Wahrheit aber voll von Unseligkeit sind und deren ganzes Leben nach der Meinung des heiligsten Gesetzgebers ein Schlaf und ein Traum ist. 122 Diese Unglücksmenschen kommen nach Tagesende, wenn sie das in Gerichts- und Ratsversammlungen, in Theatern und überall gegen die anderen verübte Unrecht mit durchgemacht haben, nach Hause zurück, um ihr eigenes Haus umzukehren, nicht das Gebäude, sondern das mit der Seele verwachsene Haus, den Körper, dadurch daß sie unmäßige Nahrung schnell hintereinander hereinbringen und sie mit viel ungemischtem Wein begießen, bis die Überlegung in der Tiefe verschwindet, die Unterleibsgelüste aber, die Folgen der Überfüllung, aufstehen und, nachdem sie in ungebändigter Wut die ersten besten angefallen und umschlungen haben, den starken Kitzel durch Erguß zum Nachlassen bringen. 123 Nachts aber, wenn es Zeit wäre, zu Bett zu gehen, richten sie kostbare Ruhebänke und geblümte Teppiche her und legen sich recht bequem nieder, die Weichlichkeit der Weiber nachahmend, denen die Natur erlaubte, sich einer lässigeren Lebensweise hinzugeben, weshalb ihnen der Meister und Schöpfer auch einen Körper schwächeren Schlages anfertigte. 124 Kein solcher Mensch ist kundig des heiligen Logos, sondern das sind nur die Männer im wahren Sinne, die Verehrer der Mäßigung, des Anstands und der Scham, welche Selbstbeherrschung, Bedürfnislosigkeit und Enthaltsamkeit als Fundamente des ganzen Lebens festgelegt haben, sichere Zufluchtsstätten der Seele, in die sie gefahrlos und sicher einlaufen kann, besser als Schätze, Genuß und Ruhm, die Verächter von Speise und Trank und selbst des Nötigsten, soweit nicht der Hunger sie zu beunruhigen anfängt, die ganz dazu Bereiten, Hunger und Durst, Hitze und Kälte und was sonst schwer zu ertragen ist um des Besitzes der Tugend willen auf sich zu nehmen, die nur nach dem Wohlfeilsten streben, so daß sie sich niemals des einfachen Mantels schämen, sondern im Gegenteil die kostbaren Kleider für eine Schande und einen großen Schaden des Lebens halten. 125 Für sie ist ein kostbares Ruhebett der weiche Erdboden, ein Teppich Laubwerk, Gräser, Pflanzen, eine dichte Blätterstreu, Kopfkissen aber ein paar Steine oder kleine Erdhügel, die sich ein wenig über den ebenen Boden [640 M.] erheben. Ein solches Leben nennen die Weichlinge eine harte Lebensweise, die aber für das Schöne und

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Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloSomnGermanAdler.djvu/36&oldid=- (Version vom 7.10.2018)