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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

noch beten, ereignet sich ein grosses Wunder: aus dem Allerheiligsten schlägt plötzlich – war es nun ein Strahl des reinsten Aethers, oder hatte die Luft in natürlicher Wandlung der Elemente sich in Feuer aufgelöst - eine mächtige Flamme heraus, fährt in jäher Gewalt auf den Altar nieder und verzehrt alles, was sich auf ihm befindet, wohl um aufs deutlichste kundzutun, dass von den heiligen Handlungen keine ohne göttlichen Willen ausgeführt worden war. 155 Ganz auserlesen war, wie billig, die Gabe, die damit dem Heiligtum gewährt wurde: sie kam nicht aus dem Bereiche menschlicher Werktätigkeit, sondern war das reinste Element der Welt; denn das Feuer, das auch bei uns im Gebrauche ist[1], sollte den Altar nicht berühren, weil es vielleicht mit zahllosen Schäden behaftet ist; 156 denn es wird nicht nur angezündet beim Braten oder Kochen vernunftloser Tiere zu unrechter Sättigung des unseligen Magens, sondern auch bei der mit Vorbedacht [p. 159 M.] unternommenen Tötung von Menschen, und zwar nicht bloss von drei oder vier, sondern auch von zahlreichen Massen: 157 sogar grosse Flotten mit voller Bemannung haben ja abgeschossene Brandpfeile schon verbrannt und ganze Städte verzehrt, die qualmend bis auf den Grund zu Asche vernichtet wurden, so dass auch nicht eine Spur der früheren Stätte übrig geblieben ist. 158 Aus diesem Grunde, glaube ich, wies Gott das im Hausbedarf benutzte Feuer als ein beflecktes von dem hochheiligen, reinen Altar hinweg und sandte dafür eine ätherische Flamme aus dem Himmel herab zur Unterscheidung des Heiligen vom Unheiligen, des Menschlichen vom Göttlichen. Denn es geziemte sich, dass den Opfern ein Feuer von mehr unvergänglicher Wesensart gewährt wurde als die des Feuers ist, das zur Bereitung der Lebensbedürfnisse dient.

159 (19.) Da aber täglich viele Opfer und besonders bei Versammlungen und an Festtagen, sowohl für einzelne als auch für die Gesamtheit, aus zahllosen und nicht immer gleichen Veranlassungen dargebracht werden mussten, wie es


  1. Vgl. § 158.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/037&oldid=- (Version vom 1.8.2018)