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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

[p. 132 M.] Mühsal und die äussersten Gefahren die anderen noch erwarten? 323 Es wäre nicht gerecht, dass ihr Frieden und die Güter des Friedens geniesset, während die anderen mit Kriegen und unsagbarem Ungemach zu ringen haben, und dass das Ganze nur das Beiwerk eines Teils sein soll; im Gegenteil, nur um des Ganzen willen erhalten die Teile das Recht der Beteiligung an dem Besitze. 324 Alle seid ihr gleichberechtigt, ihr seid ein Geschlecht, habt dieselben Vater, seid ein Haus, habt gleiche Sitten, gemeinsame Gesetze und vieles andre, was jedes für sich eure Zusammengehörigkeit festigt und euch zu gegenseitigem Wohlwollen verbindet. Weshalb wollt ihr denn, die ihr in den wichtigsten und notwendigsten Dingen den anderen gleichstehet, bei der Verteilung etwas voraushaben, wie Anführer, die auf ihre Untergebenen, oder wie Herren, die auf ihre Sklaven mit Geringschätzung herabsehen? 325 Ihr hättet durch das Missgeschick anderer euch belehren lassen sollen; kluge Männer warten nicht, bis das Unglück zu ihnen kommt. Nun aber, obwohl ihr im eigenen Hause Beispiele habt an euren Vätern, die dieses Land ausgekundschaftet haben, und an ihrem Unglück und dem der Genossen, die ihre Verzweiflung teilten – denn alle bis auf zwei sind sie ja umgekommen –, obwohl ihr also keinem ihresgleichen euch zugesellen dürftet, eifert ihr ihnen in Feigheit nach, ihr Sinnlosen, als ob dadurch nicht der Sieg über euch leichter würde, lähmet den Kampfesmut der anderen, die es vorziehen, als tapfere Männer sich zu erweisen, und entkräftet und schwächet ihre wackeren Gesinnungen. 326 So werdet ihr denn durch eure Eile im Sündigen auch eure Strafe beschleunigen. Die gerechte Strafe pflegt nur langsam sich in Bewegung zu setzen, aber einmal in Bewegung, erreicht und erfasst sie rasch die Fliehenden. 327 Erst wenn alle Feinde aufgerieben sind und kein bedrohlicher Krieg mehr zu erwarten ist, wenn die Kampfgenossen bei der Prüfung sich als tadellos erwiesen haben, wenn sie nicht Fahnenflucht, nicht Fernbleiben vom Heere und sonst nichts, was zu einer Niederlage führen könnte, vollführt haben, sondern zeigen, dass sie von Anfang bis zu Ende mit Leib und Seele ausgeharrt haben, wenn das ganze Land von seinen

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/081&oldid=- (Version vom 1.8.2018)