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Schrift) die Segnung der Guten und die Verfluchung der Schuldigen obwohl beides Lob verdient, nicht denselben Personen zu, sondern, da das Segnen der Würdigen, das unter den Lobreden an erster Stelle steht, gegenüber dem Verfluchen der Schlechten den Vorrang hat, so hat die Schrift von denen, die dazu erwählt sind – [557 M.] es sind dies die Ahnherren des Geschlechts, zwölf an Zahl, die man Stammesführer zu nennen gewohnt ist –, die sechs besten: Simon, Levi, Juda, Issachar und Benjamin, für die Segnung bestimmt, die übrigen – nämlich den ersten und letzten von den Söhnen der Lea, Ruben und Sebulon und die vier von den Dienerinnen abstammenden unehelichen Söhne – für die Verfluchung (5 Mos. 27, 12. 13). 74 Denn die Führer des Königs- und des Priesterstammes, Juda und Levi, tanzen in der ersten Reihe des Reigens.[1] Mit Recht gibt Gott also diejenigen, die durch ihre Tat den Tod verdient haben, in die Hand anderer, um uns zu belehren, daß die Natur des Schlechten weit verbannt ist vom göttlichen Reigen, wenn dasjenige Gut, das dem Übel ähnlich sieht, die Strafe, durch andere verwaltet wird. – 75 Wenn es weiter heißt: „Ich werde dir einen Ort geben, an den der Mörder fliehen soll“ (nämlich der unfreiwillige Mörder) (2 Mos. 21, 13), so scheint mir das sehr schön gesagt zu sein. Denn „Ort“ nennt (die Schrift) hier nicht einen durch Körper erfüllten Raum,[2] sondern allegorisch Gott selbst, da er ja umschließt, ohne umschlossen zu werden, und weil er eine Zuflucht des Alls ist.[3] 76 Es darf also derjenige, der glaubt, eine unfreiwillige Veränderung erfahren zu haben, behaupten, die Veränderung sei mit Gottes Willen geschehen, was nicht sagen darf, wer sich mit Absicht vergangen hat. Es heißt aber nicht, Gott werde dem Mörder einen Ort geben, sondern demjenigen, mit dem er sich unterredet,[4] so daß also von dem Flüchtling der Einwohner unterschieden wird. Denn Gott hat seiner Vernunft sein Wissen zur Heimat gegeben, daß sie es gleichsam als Eingeborene


  1. Philo erklärt die beiden Kategorien für „fast gleich an Rang“ Der Erbe des Göttl. § 177f.
  2. Die Stoiker unterschieden den τόπος, den sie als ein ἐχόμενον ὑπὸ σώματος definierten, von χώρα dadurch, daß der τόπος vollständig vom Körper erfüllt war (SVF. II 504), worauf bei Philo der Ausdruck ἐκπεπληρωμένην weist. Μ. Α.
  3. Vgl. Über die Träume I § 63f.
  4. Das liest Philo aus dem Pronomen der 2. Person Sing. σοι heraus, die von dem Subjekt des Relativsatzes ὁ φονεύσας verschieden ist und sich auf das Volk bezieht. Μ. A.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/023&oldid=- (Version vom 21.5.2018)