Seite:Penn Ohne Kreuz keine Krone.djvu/359

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

entwöhnen. So pflegt man auch einen krummen Stock, um ihn gerade zu machen, ebensosehr nach der entgegengesetzten Seite zu biegen, damit er auf diese Art die gehörige Richtung erhalte. Und gewiß, Diejenigen, welche mehr Mäßigkeit als Andere besitzen, sollten nicht vergessen, daß sie Haushalter Gottes sind, und daher diese ihnen verliehene Gabe zum Besten ihres Nächsten anwenden. Nur der Brudermörder Cain fragte den Herrn: „Soll ich denn meines Bruders Hüter seyn?“[1] Denn dazu ist Jeder unumgänglich verpflichtet; und daher sollte auch Jeder so klug seyn, sich den Gebrauch solcher gleichgültigen Dinge zu versagen, wodurch sein Nächster zu Thorheiten verleitet oder in denselben bestärkt werden könnte.

§. 4. Gott hat in dieser Hinsicht seinen Willen hinlänglich zu erkennen gegeben; denn, obgleich die eherne Schlange eine seiner eigenen Anordnungen und ein Vorbild von Christo war, so befahl er doch mit großem Mißfallen, daß sie zerbrochen werden sollte, weil das Volk zu sehr daran hing. Sogar die Haine, so schön und angenehm auch ihre Lage war, mußten zerstöret werden; und warum? weil man sie zu Gegenständen der Abgötterei gemacht hatte. Und was ist ein Abgott oder Götze anders, als etwas, worauf das menschliche Gemüth einen zu hohen Werth legt? Es muß daher besser und vortheilhafter seyn, einer gemißbrauchten Sache zu entsagen, als eine gleichgültige zu gebrauchen.

§. 5. Wären auch jene Dinge an sich selbst wirklich nützlich, welches sie eher nothwendig als gleichgültig machen würde, so müßte dennoch, sobald Umstände sie


  1. 1 Mos. 4, 9.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/359&oldid=- (Version vom 1.8.2018)