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der oberen Klassen. Naturwissenschaften und Mathematik seien auf dem Gymnasium nicht so stark zu betreiben, wie auf den fürs Gewerbsleben vorbereitenden, eben recht wünschbaren Schulen. Wenn er für den mathematischen Unterricht ein Lehrbuch verlangt, damit nicht nach Vortrag und Nachschrift zu lernen sei, so zeigt dies, daß Leutnant a. D. Löhmann damals ohne ein solches auszukommen versuchte.

Zum Schluß seien noch einige Namen derer genannt, deren Erzeugnisse für würdig erklärt worden waren, in die Camöne, eine Art goldenen Buches, eingetragen zu werden. Sie haben im späteren Leben Dresdens oder Sachsens eine mehr oder weniger hervorragende Stellung eingenommen: F. O. Schwarze, der spätere Generalstaatsanwalt, H. H. Pechmann (Jurist), H. Schlurick (Kirchenrat), Emil Kade (Prof. am Kadettenkorps), Bernh. Adolph Langbein (Hofprediger), F. Wilh. Pfotenhauer (Oberbürgermeister), Anton Pusinelli (Dr. med.), G. Kürsten (Bürgermeister), Franz Otto (Rechtsanwalt); mehrere des Namens Kell. Aus der damals noch kleinen jüdischen Gemeinde in Dresden sind zu nennen: Bernhard Hirschel (Dr. med.), Joseph Elb (Dr. med.), Wolf (Dr. med.), Landau (Rabbiner), Veit Meyer.

Keiner dieser „Dichter“ würde uns wohl jetzt als bedeutend vorkommen. Ein einziger ragt hervor, und das ist Adolf Bary, der wirklichen dichterischen Schwung besaß. Nur ist hier, wie so oft, zu sagen: er ist stark beeinflußt von Schiller und Körner, wenn er in einem seiner Gedichte über das deutsche Volk singt:

Groß stehst du du, mein Volk, in deines Glaubens Klarheit,
In deiner Freiheit stolzerem Gefühl.
Hell leuchtet dir das Lichtgestirn der Wahrheit,
Und Niederdruck und Lügenwerk zerfiel.

Es ist zwar eine Verherrlichung zur Lützner Schlachtgedenkfeier 1832, doch könnte man auch die Stimmungen nach 1830 heraus­hören.

Neben diesen Disputationen, von denen die Schule sicher nichts erfuhr, gab es noch reichlich Privatarbeit, namentlich Privatlektüre. Im Lateinischen gelegentlich Livius, im Grie­chischen Sophokles. Dessen Ajax fesselte den Primaner wohl

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/85&oldid=- (Version vom 7.3.2024)