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sämtlich beim Rektor selbst; 2 Stunden Tacitus bei Sillig, zwei Cicero beim Konrektor.

Das Griechische stand mit 6 Stunden wöchentlich hinter dem Latein zurück: 3 Stunden Herodot, 2 Aeschylus, 1 griechische Stilübungen.

Hierzu kamen 2 Stunden Literaturgeschichte, nur altklassische natürlich; 2 Stunden Religion, 2 Geschichte, 2 Mathematik, 1 Stunde Geschichte der Philosophie. 2 Stunden beim Rektor werden als Korrekturstunden genannt. Aus den Notizen des Schülers ist zu entnehmen, daß in diesen Stunden deutsche Arbeiten nach selbstgewählten Themen von den Primanern vorgelegt und sogleich vom Rektor und den Kameraden kritisiert wurden. Es waren das also die einzigen deutschen Stunden, die erteilt wurden. Außer diesen 27 Pflichtstunden gab es für die Theologen noch 2 Stunden Hebräisch und für die, welche außer dem jährlichen Schulgeld von 28 Tlr. noch 8 Gr. monatlich zahlen wollten, 2 Stunden Französisch, von Herrn Schumann-Leclerq erteilt.

Man sieht, das Deutsch steht ganz zurück, Naturwissenschaft, etwa Physik und Chemie, waren nicht bedacht. Das veranlaßte auch den Primaner, sich beim jüngeren Bruder und dessen Freund einiges in Chemie zeigen zu lassen.

Über den Religionsunterricht, den M. Böttcher gab, fällt in dem Tagebuch nicht ein Wort; er scheint also die Schüler nicht sonderlich gefesselt zu haben. Um so mehr hat die Art, wie Crusius die Weltgeschichte trieb, die Schüler stark beschäftigt. An vielen Tagen ist die Rede davon, daß Crusius Verhältnisse berührt hat, die im Augenblick die Leute beschäftigten. Es zeigt sich auch hier das so oft Beobachtete, daß der jugendliche Geist mit Freude darauf eingeht, wenn der Lehrer das rein Schulmäßige einmal beiseite läßt, Besonderes, Unerwartetes einflicht und die Jünglinge durch Besprechung dessen, was alle Gemüter erfüllt, gleichsam näher an sich heran, zu sich emporzieht.

Als sich im April 1831 in Dresden eine revolutionäre Be­wegung zeigte, von der später noch erzählt werden soll, las Baumgarten-Crusius in der Prima einen Brief vor, den er mitten in der Stunde erhielt, und teilte daraus mit: Die Re­gierung

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/72&oldid=- (Version vom 2.3.2024)