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Rheinwein in der Auktion bei Schönfeld ersteigert. Erst in den vierziger Jahren wird als besonderer Kauf der von Kaviar dazu erwähnt. Noch seltener wird Champagner[1] (Sillery) genannt, 3 Bouteillen zu 4 Taler. Von Bier ist in den Notizen selten die Rede; wahrscheinlich wurde dies einfache Gassenbier vom Wirtschaftsgelde bestritten. Ein oder das andere Mal wird Reinsberger Bier genannt. Später, als der Stadtrat Rachel die Waldschlößchenbrauerei mit ins Leben gerufen hatte, wurde deren Bier, und zwar eine leichtere Sorte davon, Schöps genannt, ein­gelegt. Zum Bier gehört nach Männerauffassung nun einmal das Rauchen! Bis in die dreißiger Jahre ist nur Tabak ver­merkt, später nebenher Zigarren, schließlich nur solche. Eine regelmäßige Ausgabe verlangt die „Harmonie“, deren sehr treues Mitglied Rachel Jahrzehnte hindurch bis zu seinem Tode war.

Unverhältnismäßig teuer waren in jener Zeit Ausflüge, die etwas weiter führten, und wenn die lieben Frauen dabei waren. Eine „Fuhre“ nach dem Dorfe Rippien zur guten „Rohmfrau“ Knollin (wie gut war doch ihr Kirmeskuchen!), als es galt, Pate zu stehen, kostete 2 Tlr. 16 Gr.; nur eine Spazierfahrt auf Findlaters (erstes Albrechtsschloß) 2 Tlr.; auf den Steiger, wo­hin öfters gefahren wurde, 2–3 Tlr.; ebensoviel nach Kreischa; nach Pirna hin und zurück 4 Tlr.; für eine Tagesfahrt nach der Goldenen Höhe oder nach dem Rabenauer Grund 7 Tlr. Größere Reisen werden damals in Bürgerkreisen selten unter­nommen. In Schandau oder in Teplitz kosteten Badeaufenthalte für die Mutter etwa 80–100 Tlr.; eine Reise des Vaters nach Prag 50 Tlr. Aus der Überfülle der Buchungen seien noch hervorgehoben: eine Zeitlang jeden Monat 1 Tlr. 20 Gr. Verlust bei Kassenbilletts, als Agio bezeichnet. Das ärztliche Honorar wird nach Spezies berechnet, aber in der neuen Währung ge­zahlt (25 = 33 Tlr. 8 Gr.). Wenn es im Mai 1846 heißt: 7 Tlr. 5 Gr. mein Feuerzeug wiederherzustellen, so erinnert das an die streichholzlose Zeit; es war wohl ein Döbereinersches. Zündhölzchen waren zwar schon seit dem Anfang der dreißiger Jahre in Vertrieb gekommen, eroberten sich aber den Markt nur


  1. S. hierüber auch Klemm a. a. O. 1, 29.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/51&oldid=- (Version vom 5.3.2024)