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ausgemalte Photographie ist, die von dem damals eben erst auftretenden tüchtigen Photographen Brockmann stammt, der später lange Jahre Ausgezeichnetes geleistet hat. Das Bild zeigt das Ehepaar im Alter von 71, bez. 66 Jahren. Im übrigen liest man selten von Anschaffung eines Bildes, dann und wann sind 16 Gr. für einen Kupferstich gebucht, gewiß ein Vereinsblatt oder ein Lieferungswerk. Als der von ihm verehrte Rektor Gröbel stirbt, kauft er sich für 20 Gr. eine ihn darstellende Lithographie. Von Nebenausgaben seien als charakteristisch für die dreißiger und vierziger Jahre noch die für die Neujahrsgratulanten genannt, unter denen die zwei Ausreuter des Rates, d. h. Ratsboten, der Nachtwächter, der Essenkehrer usw. erscheinen. Doch auch dem Herrn Rektor, einem oder dem anderen Herrn Magister, einmal sogar einer Frau Magister, wird zu Neujahr oder zum Geburts­tag eine „Verehrung“ gespendet. Nicht zu vergessen das Holz- und Lichtgeld für die Kreuzschüler, das damals statt der Naturallieferung noch eingeführt war.

Doch zurück zu der Wirtschaftsführung in den zwanziger und dreißiger Jahren! Einen ziemlich stattlichen Posten nimmt in der Zeit, da die Kinder noch nicht so viel gekostet, der Wein ein; erst später schränkte er sich etwas ein, um dann in höherem Alter wieder behaglicher für den Weinkeller zu sorgen. Sein Haus ist zu allen Zeiten sehr gastfrei gewesen; und so erklärt es sich, daß er in den Jahren 1819 bis 1822 durchschnittlich für 130 Taler Wein und etliche Flaschen Arrak und Rum für die üblichen Geburtstags-, Fastnachts- und Silvesterpunsche angeschafft hat. Er bevorzugte Rhein- und Main-Weine; französische Weine, Burgunder werden nur selten genannt. Aber es erscheinen Erbacher, Oberingelheimer, Würzburger u. a., auch einmal vom berühmten „Eilferwein“. Den Rotwein nahm er aus dem seinem Hause damals auf der kl. Schießgasse gegenüberliegenden Kuffenhause. Diese Weine werden insgesamt in „Eymern“ und Ohmen beschafft, oft unmittelbar aus Mainz, wobei denn mancherlei be­sondere Zahlungen, Akzise u. dgl. zu leisten sind. Dann wurden die Gelder, die den Schrötern, den Böttchern, den Helfern beim Abziehen zu zahlen sind, gebucht. Ganz selten werden Flaschen­weine gekauft oder, wie er wohl schreibt: 12 Bouteillen alten

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/48&oldid=- (Version vom 5.3.2024)