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Schreiben bei dem einen, der Techniker werden wollte, für Musik bei Söhnen und Tochter. Auch ist damals dem Notenabschreiber Mockwitz mancher Taler gezahlt worden; waren doch gestochene Noten sehr teuer. Ich entsinne mich, im großväterlichen Nachlasse große Stöße abgeschriebener Noten gesehen zu haben, besonders Teilstücke aus alten oder beliebten neueren Opern. Bücher wurden für die Familie selbst wenig gekauft, um so mehr für die Kinder. Die bedeutendste Ausgabe verursachte im Jahre 1829 die An­schaffung eines Reallexikons für 15 Taler, das der Primaner zu der später zu besprechenden Stunde über „Römische Antiqui­täten“ und gewiß noch später zum Studium des Römischen Rechtes gebrauchen konnte.

Außer den gerade geläufigen politischen Blättern wurden die Dresdner Abendzeitung und das Stuttgarter Morgenblatt ge­halten; ein stets verrechnetes Lesegeld spricht für die Teilnahme an einem Lesering.

Noch war die Zeit, in der, wer es irgend ermöglichen konnte, sich und die Seinen „porträtieren“ ließ. Ihn selbst hat Prof. Pochmann an der Künstlerakademie, ein Schüler Anton Graffs, gemalt (Titelbild), ein ansprechendes, liebenswürdiges Bild. Wenn er im Jahre 1819 einträgt, daß er dafür 24 Taler, für den Rahmen 10 Taler gezahlt hat, so möchte man vermuten, daß ihm ein Freundschaftspreis berechnet worden ist. Als Pochmann starb, vermerkte es Stadtrat Rachel in seinem Tagebuch mit den Worten: mein lieber Freund Pochmann ist gestorben. Von wem das in Königin-Luise-Tracht gegebene Bild der Gattin Emilie Salome stammt, ist nicht überliefert. Ich vermute, auch von Pochmann; es ist, weil vielleicht von ihr geschenkt, nicht ver­merkt worden.

1853 ließ sich der von seinem Amt Zurückgetretene vom Lithographen Zöllner[1] porträtieren und mußte hierfür 45 Taler zahlen. 1854 steht in seinem Ausgabebuche: 40 Thaler für die Gemälde von der Mutter und mir. Ich vermute, daß dies die


  1. Der Lithograph und Inhaber einer Kunstdruckerei L. Zöllner wohnte Albrechtsgasse 8; der „Maler“ F. Brockmann, wie er sich im Adreßbuch angab, merkwürdigerweise daneben, Albrechtsgasse 7, gegenüber dem Rektor Gröbel. Später nannte er sich Maler und Photograph, zuletzt nur Photograph.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/47&oldid=- (Version vom 5.3.2024)