Seite:Paul Rachel Altdresdner Familienleben.pdf/46

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ihrer Bedürfnisse. Auch ihnen stiftete er besondere Stücke; so hat er der Schwiegermutter die Fältelhaube, in der sie uns so gemütlich ansieht, für 3 Tlr. 22 Gr. gespendet! Hie und da erscheint auch ein Felbelhut für eins der weiblichen Mitglieder der Familie.

Er selbst mußte für sich als Staatsbeamter, der oft mit den höchsten Beamten zu tun hatte, und später als zweites Mit­glied des Ratskollegiums auf gute Kleidung halten. So fehlt es denn nicht an häufigen Einträgen über neu Beschafftes, wobei Stoffnamen erscheinen, die unsere Zeit kaum mehr kennt. Er kauft sich nach der Weise jener Zeit den Stoff beim Tuchhändler selbst: blauen Berkan, braunen Sibirien, grau-grünlichen Casimir, Köpertuch zu Pantalons, Kattun zum Schlafrock; oft wird, auch für die heranwachsenden Knaben, „Nanquin“ gekauft. Auch fehlt es nicht an besonderen Namen für einzelne Kleidungsstücke: ein Makintosh, eine Twine. Die Stoffe wurden dem Schneider übergeben, und nach einiger Zeit wird das Macherlohn oder, wie er oft einträgt, der Schneiderzettel bezahlt. Ein blauer Frack kommt ihm mit Stoff und Macherlohn auf 19 Tlr. 21 Gr. zu stehen. Ein Paar tüchtige Stiefel, d. h. mit hohen Schäften und von Rindsleder, kosten 3 Tlr. 8 Gr., Jagdstiefel 4 Tlr.; das Besohlen kostet 1834 19 Gr. Für seinen Hut hat er lange Zeit immer 3 Tlr. 8 Gr. zu zahlen; für die Knaben 1 bis 2 Tlr. Leinwand zu Hemden, Stoff zu Camisolen wird in ganzen Stücken gekauft. Als Besonderheiten nenne ich noch: den großen Regenschirm (es ist dies der Familienschirm der Biedermeierzeit!) zu überziehen 2 Tlr. 10 Gr. Und 1836 sind wegen der Gratu­lation zum Regierungsantritt König Friedrich August II. Trauer­schnallen für Gürtel und Schuhe nötig (1 Tlr. 3 Gr.). Mit der Zeit, da die Söhne und das Töchterchen heranwuchsen, stiegen natürlich die Ausgaben und überschritten die 100 Taler, die eine Reihe von Jahren für seine und der Kinder Kleidung zu rechnen waren.

So gering damals das Schulgeld war, 1–2 Taler, je nach der Klasse, monatlich auf der Kreuzschule, so stiegen doch auch hier bei den drei Söhnen die Kosten. Dazu kamen Privatstunden im Französischen für alle drei nacheinander, in Mathematik und

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/46&oldid=- (Version vom 5.3.2024)