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Aus diesem Glücksgefühl heraus schrieb er am 20. August dem lieben Freunde Justus Blochmann, der damals auch hoffen durfte, bald junger Ehemann zu werden:

„Der 21. Juli hat mich zum glücklichsten Manne gemacht. Möge, guter Freund, Deine künftige Verbindung Dir alle die Freuden gewähren, die mir in diesen vier Wochen zu Theil wurden: inniger kann kein Glückwunsch seyn, der aus Freundes­herzen kömmt.

Meine Emilie läßt Dich herzlich grüßen!

Wie gehts, guter Freund, mit Deiner Herzensangelegenheit? Ich denke sehr oft an Dich und Deine Geliebte. Sage ihr, lieber Justus, von einem glücklichen Ehemann viele Grüße; sage ihr, daß wir sie herzlich willkommen heißen würden in unserem traulichen Vaterlande! – Ich freue mich sehr, Euch zu sehen bei uns, in unserer kleinen Wirthschaft, um Euch nach biederer deutscher Sitte willkommen zu heißen.

In der vergangenen Woche machte ich mit meinem treuen Weibe eine Fußreise nach Frauenstein. Wir gingen über Reichstädt und besuchten bei dieser Gelegenheit den Kirchhof. Auf dem Grabe Deines verewigten Vaters erzählte ich meiner Emilie alle die vergangenen frohen Stunden, welche wir in dem traulichen Pfarrhause zusammen verlebt haben; der Geist Deines trefflichen Vaters trat bei diesen Erinnerungen an die froh verlebten Kinder­jahre lebhaft vor meine Seele – ich war ganz der glückliche Knabe, der mit Dir im Pfarrgarten traulich spielte.

Gehaltvoll, guter Blochmann, gehaltvoll sind die 14 Jahre, welche dazwischen liegen!“

Das Jahr 1812 verfloß ruhig und ungestört für das junge Ehepaar. Die „ersten Weihenachten“ suchte er der geliebten Frau besonders feierlich und unvergeßlich zu machen. Aber nach Weih­nachten gingen die Unruhen an. Die Nachrichten von dem ver­unglückten Feldzuge Napoleons langten an, es wurde immer wahrscheinlicher, daß das Kriegstheater in Dresdens Nähe kommen würde. „Im Februar gingen schon die Durchmärsche an, und im März bekamen wir Russen zu sehen. Nunmehr schien es uns Zeit, unser Quartier zu verlassen und herein in die Stadt zu ziehen. Vorläufig schliefen wir nur in dem Hause der

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/33&oldid=- (Version vom 3.3.2024)