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Und die Glocken hör’ ich klingen,
Und die Fenster sind erhellt.
Selbst die Hütte trieft von Segen,
Und der Kindlein froher Dank
Jauchzt dem Himmelskind entgegen,
Und ihr Stammeln wird Gesang.

Heil’ge Nacht, mit tausend Kerzen
Steigst du feierlich herauf:
O so geh’ in unsern Herzen,
Strom des Lebens, geh’ uns auf!
Schau, im Himmel und auf Erden
Glänzt der Liebe Rosenschein:
Friede soll’s noch einmal werden
Und die Liebe König sein!

Und dann ein „Paulinenlied“, wie er es nennt:

Ich will’s dir nimmer sagen,
Wie ich so lieb dich hab’,
Im Herzen will ich’s tragen,
Will stumm sein wie das Grab.

Kein Lied soll dir gestehen,
Soll flehen um mein Glück:
Du selber sollst es sehen,
Du selbst – in meinem Blick.

Und kannst du es nicht lesen,
Was dort so zärtlich spricht,
So ist’s ein Traum gewesen:
Dem Träumer zürne nicht!

Doch zurück zu Hermann Rachel, der die Schilderung der Meißner Winzertage nach Prutzens, des Bräutigams, Ankunft im Oktober 1839 abgebrochen hat.

Zum Schluß von seinen Wanderungen noch eine Studenten­fahrt mit Freund Oswald Reinhard, von ihm gern „liebe Waldine“ genannt; es ist eine Pfarrhausidylle. Freund Reinhards Schwester verlebte im Juli und August 1841 mit ihrer Mutter, der Frau Stadtgerichtsrat, einige Wochen bei Pfarrer Schmidts in Seelitz bei Rochlitz. Mit Post ging es von Leipzig nach Grimma, von da an „immer mehr wachsenden Bergen, für Leipziger Augen großartig genug“ über Colditz nach Rochlitz. Das Ränzel auf dem Rücken eilten die zwei „riesigen Schrittes“ dem Dorfe zu. Wie freuten sie sich, als die Kirchturmspitze, das Dach des Pfarr­hauses

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/227&oldid=- (Version vom 17.3.2024)