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Achtzehn Jahre Dämmerung,
     Sonne will sich heben –
Herz, noch einmal werde jung!
     Denn es gilt ein neues Leben.

Und von der Dichterfrau heißt es:

Dichterfrauen müssen manches dulden,
Manchen Irrtum, manch Verschulden,
Wenn die stürmischen Gedanken
Niederwerfen fromme Schranken.

Auch das „Buch der Liebe“, eine dritte Gedichtsammlung von ihm, bringt vieles, was auf sein innerstes Erleben mit ihr, der teuren Frau, zurückgeht. Nur eins davon:

Nichts vergessen, nichts vergangen.
Nichts vergessen, nichts vergangen!
Noch in maienhaftem Prangen,
Wie du einst mir aufgegangen,
Leuchten deine duft’gen Wangen,
Lächelt mir dein holder Blick!
Junge Küsse, junge Lieder,
Alles, alles kehret wieder,
Was wir ehedem besaßen.
Nichts vergangen, nichts vergessen
In der Trennung Mißgeschick!

Nichts vergessen, nichts vergangen!
Und mit seligem Erbangen,
Du mein Hoffen, mein Verlangen,
Halt’ ich wieder dich umfangen,
Wie in alter, goldner Zeit;
Lipp’ an Lippe fest gesogen,
Welch ein Fluten, welch ein Wogen!
Nichts vergangen, nichts vergessen!
Unsre Wonnen unermessen,
Endlos unsre Seligkeit!

Wohl sind die meisten Lieder Prutzens jetzt vergessen, ungekannt. Zwei aber sind, soweit meine Erinnerungen gehen, noch heute durch glückliche Vertonung bekannt geblieben. Das eine, das Klänge bringt, die er später nicht mehr erschallen läßt, stammt aus seinem 18. Lebensjahre:

Christnacht.
Heil’ge Nacht, auf Engelsschwingen
Nahst du leise dich der Welt,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/226&oldid=- (Version vom 17.3.2024)