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achtend, sich wieder mit ihm vereint hat. Gewiß sind viele dieser Lieder, die in der ersten Gedichtsammlung unter dem Titel „Be­glückte Liebe“ stehen, in der Zeit entstanden, da ihm in Halle, in Dresden die Liebe herrlich aufgegangen war. Deutlicher noch strahlt es hervor aus der zweiten großen Sammlung „Aus der Heimat“. Wie hell klingt es heraus aus Liedern „Und noch einmal, mein Kind“, „Beruhigung“, „Wiedersehen“. Eine ganze Reihe Lob- und Preislieder der geliebten Frau gibt es in der kleinen Folge „Des Dichters Haustafel“.

Soll ich Proben geben? – Weniges! Zunächst ein Lied, das er Weihnachten 1839 als jung Verlobter hier in Dresden gedichtet hat. Er verbrachte dies Fest zum ersten Mal im Blödeschen Kreis, nicht allzu freundlich aufgenommen: Der preußische Liberale im Hause einer sächsischen Geheimfinanzratswitwe! Er gedachte dabei seiner treuen Schwestern, mit denen er sonst den heiligen Abend verbracht hatte:

Heut fern von euch – und dennoch nicht verlassen,
Von euch getrennt, doch ein beglückter Mann!
Zwei weiche Arme fühl ich mich umfassen,
Zwei holde Augen sehn mich zärtlich an;
Ein neues Leben ist mir aufgegangen,
Ein Paradies, das nie mein Traum geschaut,
Und all mein Wunsch, mein Hoffen und Verlangen,
Mein Ich, mein All, es ruht in meiner Braut.

Ein Gedicht aus „des Dichters Haustafel“, elf Jahre, nach­dem sie in Tharandt die Seine geworden war, am 7. Juli 1852 zu ihrem Geburtstag verfaßt:

Kein leichtes Los ist Dir beschieden:
Im Drang der Not, in Sturm und Nacht
Sollst Du mein Anker sein, mein Frieden,
Der treue Stern, der bei mir wacht.
Reich denn an dieser Jahreswende
Bei dieser Sonne ernstem Schein,
Reich, o Geliebte, mir die Hände
Und schlage tapfern Herzens ein.

Aus dem Jahre 1857 erklingen hoffnungsvollere Töne:

Achtzehn Jahre sind geschwunden,
     Bunt und wechselvoll,
Wie der Mensch hier leben soll,
     Seit ich Dich zuerst gefunden;

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/225&oldid=- (Version vom 17.3.2024)