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sind und die am tiefsten Punkte einen Stichheerd haben. Auf den glühenden Kohlen, welche hier ausgebreitet sind, wird das Zinn ausgeschüttet, das feinere läuft bald durch die Kohlen und sammelt sich im Stichheerd. Dies wird bis zur völligen Reinheit wiederholt und dann die gereinigte Masse erst in Tafeln gegossen. – Dies der Bericht über den ganzen Prozeß. Nachdem wir länger herumgebummelt, fuhren wir wieder herauf, hart an dem Wassergestänge und Saugwerk vorbei. Feiner Regen sprühte uns ins Gesicht, und Getös und Rauschen, mit welchem es herauf und herabarbeitete, verhinderte jedwedes Sprechen. Das Kunstgezeug selbst ist ziemlich groß und weitmächtig.“ Auf diese lange und sorgfältige Ausarbeitung folgen im Tagebuche weiße Blätter, die einst noch beschrieben werden sollten, doch es ist unterblieben. Aus einer kurzen Notiz geht nur hervor, daß die junge Gesellschaft von Altenberg nach Frauenstein gewandert ist. Zweierlei mochte ihn dorthin gezogen haben: es war der Geburtsort seines Vaters, der, wie schon erwähnt, als Sohn des Stadtapothekers am 15. Februar 1783 daselbst geboren war und noch verschiedene Verwandte dort oben besaß, und dann konnte er die Trümmer des alten Schlosses Frauenstein bewundern, von dem im väterlichen Hause ein in Kork zierlich geschnitztes Bild an der Wand hing.

Ein halbes Jahr später machte der Mulus Hermann Rachel mit seinen Reinhard-Freunden eine längere Fahrt ins Böhmenland. Am 24. April 1839 wurden alle auf ihrer Wanderung über Pirna, Königstein nach Schandau durch und durch naß, so daß sie des Abends malerisch gruppiert um das Feuer im Gasthof zur Sächsischen Schweiz saßen und sich trocknen mußten. Am andern Tage ging es nach Schmilka über halbgefrorenen Schnee, so daß er sich einer Skifahrt entsinnt, von der er in Thorsteins „Vier Norwegern“ gelesen, hinauf auf den Winterberg. Der kalte Wind trieb sie vom Aussichtsgerüst in das Häuschen. Herrliche Blicke bot ihnen dann die Höhenwanderung – der beinahe zwanzigjährige Dresdner kam zum ersten Male dahin! – nach dem Prebischtor.

„Nach Sachsen zu war die Aussicht hell und freundlich, ein Sonnenblick belebte die Gegend bis Königstein; dahinter aber

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/213&oldid=- (Version vom 16.3.2024)