Seite:Paul Rachel Altdresdner Familienleben.pdf/211

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Häuer durch Zerhauen derselben Luft machen muß. Wir wanderten von diesen ‚Gängen‘ nach ausgefeuerten und ausgebeuteten Stellen, welche großartige Gewölbe und domartige Höhlen bilden, ‚Weitungen‘ genannt; sie haben eine Höhe von 20–40, einen Durchmesser von 3 Lachtern; als Stützen dienen mächtige Gebirgspfeiler von zinnarmem Gestein. Teils waren die Gänge und Stollen bloß elliptisch ausgefeuert, andere durch Kappen und Stöcke gestützt und mit Bruchsteinen ausgefüttert; der Druck auf die querliegenden Kappen und vermittelst deren auf die aufrechtstehenden Thürstöcke ist so groß und macht so häufige Ausbesserungen nöthig, daß jährlich zwischen 13–1400 Stämme dazu verwendet werden müssen, welche die der Gewerkschaft angehörenden Waldungen liefern. Ein ergreifender Anblick, theils Wehmuth, theils Wünsche erregend, diesen Regionen anzugehören, war ein ziemlich rüstiger Bergmannsgreis, der als Häuer an seinem einsamen Orte saß und beim matten Schein der trüben Lampe und gekrümmter Gestalt gewaltige Blöcke zu zertrümmern sich bestrebte. Freundlich unterrichtete er uns über sein Geschäft und einsames Tagewerk.“

Als er dies in sein Buch niedergeschrieben, fügte er die Verse hinzu:

„Wo nie der süße Morgen dämmert,
Tief in des Berges finsterm Schacht,
Da sitzet er und pocht und hämmert
In schwarzberußter Knappentracht.
Zu ihm hinab – kein Klang der Glocken,
Kein Lerchenwirbel, Blumenduft!
Doch andre Blumen sieht er locken
Rothblühend Zinn in dunkler Gruft!“

Es folgen nun genaue Angaben über die Gewinnung des in Porphyr oder Chlorit eingesprengten Zinnes durch die Steiger in Seigertrögen. „Nach der Menge des Gehaltigen wird das Zwittergestein: Sechser, Groschen und Zweigroschen genannt; die letzte Klasse liefert 4–5 Zentner, die Groschen 3 Zentner Zinn vom Schock Fuhre; die Sechser-Klasse ist zu arm zur Benutzung. – Wir wanderten durch ungeheure Weitungen, welche von früher gesprengt und zwar in zu großer Ausdehnung, so daß sie jetzt bei dem angewandten Holzersparungssystem nicht weiter bebaut

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/211&oldid=- (Version vom 16.3.2024)