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für den reichlichen Stoff zur Unterhaltung“. Nach heißer Wan­derung kamen sie über Bärenstein nach Altenberg. Hier galt es, den Bergbau kennen zu lernen. Es sei gestattet, kurz wiederzugeben, was damals, abgesehen von der bekannten Pinge, noch Interessantes zu sehen war. „Wir betreten den unteren Göpel, wo uns eine alte Bergmannsseele die nötige Erläuterung gab. Er fördert Zwittergestein, das mit Quarz und Chlorit in Granit eingeschlossen ist, in gewöhnlich hohen Tonnen aus einer Tiefe von 8 / 9 Fuß mittelst Drahtseilen hinauf. Sie sind im vorigen Jahre angeschafft, drehen sich um Räder von 6 Ellen Durch­messer, die wiederum durch ein 16 elliges Brems-, dieses durch ein Wasserrad (20 Ellen) oberschlächtiger Art in Bewegung ge­setzt wird. Letzteres war ein doppeltes, indem das aus den umliegenden Bergteichen kommende Wasser, durch Schützen bald auf jenes geleitet, die Kübel hinaufwindet. Wir stiegen nun bis zum Maschinenbetrieb hinunter, dem ein Bergmann mit der obersten Leitung vorstand; das Übrige versparten wir bis zum Morgen.“ Dann sahen sie sich noch die bekannte Pinge an; darauf bestiegen sie den Geising, sahen Dresdens Türme, das Waldschlößchen und die herrliche Rebhügelkette. Nach kurzem Verweilen auf Humboldts Ruhesitz, wobei ein paar Verse an „Sie“ ins Taschenbuch geschrieben wurden, ging es, mit aller­hand Gestein und Pflanzen beladen, ins verehrliche Städtchen zurück. Vom Apotheker hörten sie noch, daß er die meisten Drogen von Schönebeck bei Magdeburg beziehe. „Hierauf Thé ohne dansant.“ Am anderen Morgen begaben sie sich, in Bergmannsgewänder gesteckt, vom Obersteiger Trautmann ge­führt, von dem unteren Göpel nach dem unteren Gestock. Es bestand aus sechs einzelnen Gestöcken und enthielt Bruch- und Schieborte. Dann krochen sie durch sich verzweigende Stollen an ‚Ort‘. „Hier gewinnen nach Sprengen und Feuersetzen einzelne Häuer vermöge des Meisels das Gestein, was dann auf Karren und Hunden hervorgefördert wird. An den sogenannten ,Schieborten‘ welche meist unter der Pinge gelegen sind, wird es durch eine lange Stange gewonnen, welche der Häuer in die Kluft hinaufstößt und im Kreis herumdreht – bald rollt Gestein in großen Massen nach und oft in solchen mächtigen Stücken, daß

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/210&oldid=- (Version vom 16.3.2024)