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flachen Leipziger Ebene! Herrlicher Wechsel der Beleuchtung und der Schattierungen! Das üppige Grün, das noch die lebensfrische Farbe besitzt, die dunklen Felsenwände, reichlich mit Nelken geschmückt, ziehen das Auge immer von neuem an“. Als sie – eine zahlreiche Gesellschaft von Verwandten und Freunden ist auf das „Sommerlogis“ zu Besuch gekommen – im Forsthaus essen, sehen die jungen Männer von der Felsenhöhe, welche un­mittelbar an der Gartenmauer sich erhebt, ein Wesen herab­stürzen. Geschrei, hinlaufen, den Jungen, der das Unglück er­leidet, aufheben und an die Wassertreppe beim Forellenbecken (damals am Forsthaus noch im Gebrauch!) hinauftragen – war das Werk weniger Augenblicke! Schnell wird der Knabe, der Sohn eines Dresdner Beamten, untersucht, Verletzungen im Gesicht und am Körper, sowie der gutartige Bruch eines Vorder­armes festgestellt. Nach vorläufiger Schienung wird er sofort in einem Wagen nach Dresden gebracht. Hermann Rachel be­sucht den „armen Jungen“ am anderen Tag in der Wohnung – auf seinem Gange zur Somnambule!

Weiter hinweg führte ihn im September 1838 eine „Gebirgsreise“ mit seinen Reinhardischen Freunden. Stürmisch eilten sie zum Dohnaischen Schlage hinaus durch Strehlen, Torna und Nickern. Angesichts der auf dem anderen Ufer der Elbe lie­genden „Weinberge“ tranken sie eine ihnen gestiftete Flasche Wein viel zu schnell, so daß sie froh waren, als sie Maxen erreicht hatten, um sich wieder zu kräftigen. Bei Mondenschein staunten sie noch die Kalkbrüche an, ergötzten sich des Nachts an den Künsten des Nachtwächters loci als Sänger und Instrumentalist. Am anderen Tage gelangten sie durch Grund und über Höhen nach Glashütte und schmausten im Gasthof zum „goldnen Glas“. Dabei verbrachen sie ein ulkiges Gedicht an die Bürger Glashüttes und legten das Blatt in den Tischkasten. Hierauf wan­derten sie lustig und tüchtig rauchend weiter durchs Städtchen. Da versuchte es das „nützliche Organ der Glashütter Polizeipräfektur durch Donnerworte uns zur Ruhe und Demut zu zwingen und kündigte uns laut und vernehmlich an: ‚Hier sei das Rauchen schrecklich verboten‘. Lachend wanderten wir weiter und dankten dem frommen Mitglied der Glashütter Bürgerschaft

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/209&oldid=- (Version vom 16.3.2024)