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Gerichtsrat in Eibenstock und Mittweida, waren eifrige Heide­wanderer.[1] In der Familie Grohmann erwuchs dem einstigen Kreuzschüler Julius, jetzt Rechtskandidat, Hermanns Bruder, die auch von diesem in manchem Gedicht sehr verehrte Braut, Caroline Grohmann, ein schönes, vielumworbenes Mädchen, das durch ihr fröhliches, heiteres, aber auch leicht erregbares Wesen die Zu­sammenkünfte der Familien belebte.

Gern verkehrte auch er nach dem Plauenschen Grunde zu, besonders, als im Frühsommer 1841 Frau verw. Stadtgerichts­rat Reinhard, mit deren Söhnen Hermann und Oswald, wie schon erwähnt, der junge Mann sehr befreundet war und mit deren Tochter Emma er in seiner jugendlichen Begeisterung nach Ida Blödes Verlobung ein mehr als schwesterliches Verhältnis anstrebte, einige Zeit dort zur Erholung wohnte.

Folgen wir der jungen Gesellschaft in das damals so be­liebte, wegen seiner vom Fabrikrauch noch nicht zerstörten Naturschönheiten berühmte Tal.

Er verbringt die Nacht auf dem in der Nähe der Kirche und der Pfarre gelegenen Gutshofe; am anderen Morgen – es ist ein schöner Maitag – gehen die jungen Leute hinauf aufs „Kanapee“, lagern sich am Abhang der Felsen[2] und frühstücken vergnüglich, dann geht es hinab und quer durchs Tal, und wieder hinauf an steiler Wand nach einem sich herabziehenden Grasplatz in der Nähe von Coschütz. Nachdem sie lange im Freien gelagert, steigen sie wieder hinab und klettern im Bett der Weißeritz über „natürliche Steinbauten und spitzige Klippen“. Zurückgekehrt genießen er und der Freund Oswald ein „Luft­bad“ – merkwürdig genug diese Bezeichnung in einem Tage­buche von 1841!

Am Nachmittag aber wandern sie ein zweites Mal hinauf aufs „Kanapee“. „Noch einmal schlürfe ich diese Lust in vollen Zügen; gilt es doch lange Zeit davon zu leben auf der schönen


  1. Geb. 1813 in Dresden, gestorben 1886 in Blasewitz.
  2. An der Stelle des Kanapees steht seit 1854 die Begerburg. Ein sehr hübsches Bild des Kanapees in der Mappe des Vereins für Geschichte Dresdens 1902 Nr. 5 nach J. F. Wizani.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/208&oldid=- (Version vom 16.3.2024)