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für den Betrieb der Brauerei geeigneten Grundstücke. Der Hofküchenschreiber August Scheppach verkaufte 1837 das ehemals Gräflich Marcolinische Vorwerk an der Bautzner Straße an den die Sozietätsbrauerei vertretenden Stadtrat Rachel.

Klugerweise wurden die Aktien statt auf 500 Tlr. auf 100 Tlr. gesetzt. Der Erfolg war günstig. Die Brauerei, in deren Administration Rachel, der Großkaufmann G. H. Ch. Jordan[1] und der Amtsinspektor Portius gewählt wurden, konnte schon am 26. März 1838 ihren Ausschank beginnen. Dieser Tag rief in Dresden und in anderen Städten große Auf­regung hervor. Das Publikum drängte sich an dem Eröffnungs­tage und in der Folgezeit, neugierig und dafür eingenommen, in großen Scharen dazu. Trotz rauher Witterung wurden, wie Taggesell im Tagebuche eines Dresdner Bürgers notiert, am 26. März 5675 Krügel ausgeschenkt. Beim Ausräumen fand man allerhand Hutkrempen, Krawattenschleifen, Hutfutter und Mützenblenden. „Das war ein vergnügter Tag für die Dresdner Biertrinker“, schließt der Bericht des alten Bürgersmannes. Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Gründung, die an sich Dresden ja vielen Vorteil gebracht hat, erkennt noch 1865 Gustav Klemm in seinen Culturgeschichtlichen Briefen „Vor fünfzig Jahren“ an.[2] Der Schnaps sei bei dem Volk dadurch einigermaßen aus der Mode gebracht worden. Doch auch ihm fällt, wie jedem ruhigen Beurteiler, dabei das Sprichwort ein: es heiße auch hier, daß ein Teufel mit dem anderen vertrieben worden sei!

In den ersten Wochen verkehrte auch der junge Gymnasiast, denn das war 1838 der junge Rachel noch, viel mit studentischen Freunden auf dem neuen „Brauhaus“. Seine Schilderungen der dort sich breit machenden Gesellschaft sind aber nichts weniger als günstig. Er ist erstaunt, wie sich auch die „Weiber“ herzu­drängen und am neuen Ort vom neuen Tranke kosten. Die mitanwesenden Männer helfen sich mit Witzen etwa von der


  1. Ausführlich bezeichnet als Besitzer einer Cichorienfabrik, einer Fabrik für Dampfschocolade und Cacaomasse, sowie einer Fabrik für Kaffee-Surrogate (Cichorien-, Runkelrüben-, Möhren- und Eichelkaffee).
  2. S. 25.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/200&oldid=- (Version vom 16.3.2024)