Seite:Paul Rachel Altdresdner Familienleben.pdf/198

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von Politik kein Wort. Es ist wahr, in die Jahre, da er Tagebuch schrieb, fiel in Dresden nichts dem vergleichbar vor, was die älteren Brüder schon mit Verstand erlebt hatten. Die Verfassungserteilung war vorüber, man hatte sich nach dem großen Umschwung von 1830 und 1831 in die neuen Verhältnisse ein­gelebt; unter dem in seinen ersten Regierungsjahren sehr beliebten König Friedrich August II. war in politischer und konfessioneller Beziehung Vertrauen statt des früheren Mißtrauens eingetreten. Der scheinbar große Umschwung, der 1840 in Preußen gekommen war, berührte den jungen Mann gar nicht. Von einem anderen Staate des deutschen Bundes, als von Sachsen, von dem Begriff „Deutschland“ ist überhaupt in allen seinen Niederschriften nicht die Rede. Selbst das gespannte Verhältnis zu Frankreich 1840, während dessen Nicolaus Beckers Lied „Sie sollen ihn nicht haben“ große Beliebtheit errang, wird nicht erwähnt. Nur ein­mal spricht er davon, daß er Lieder dieses Dichters in einem Almanach gelesen hat.

Zwei Vorgänge wirtschaftlicher Natur, einer von größerer lokaler Bedeutung, der andere von Wichtigkeit für Dresden und Leipzig, von vielleicht noch nicht so richtig geahnter Tragweite für die großen Weltverhältnisse, werden von ihm gebucht. Es sind dies die Eröffnung der ersten großen Aktienbierbrauerei in Dresden, in Sachsen, ja vielleicht in Deutschland, des Wald­schlößchens, und die Eröffnung der Bahnfahrten zwischen Leipzig und Dresden, sowie zwischen Leipzig und Magdeburg. Die Gründung der Sozietätsbrauerei Waldschlößchen hat für den jungen Mann und seine Familie insofern eine Bedeutung, als der Vater mit dem bekannten Obersteuerprokurator Eisenstuck, mit dem Ältesten der Handelsinnung L. H. Dietrich, mit dem Bankier C. F. Rosencrantz, mit G. B. Schwenke, einem Kaufmann, der zur Hebung Dresdens damals die verschiedensten Projekte entworfen und zu fördern versucht hat, z. B. eine Bank in Dresden, und anderen hervorragenden Bürgern der Stadt den Plan zur Bildung dieser Aktien-Gesellschaft im August 1836 dem Publikum vorgetragen hat.

Interessant sind vielleicht in unsrer Zeit die Gründe, die diese Männer für ihr Unternehmen angegeben haben. Der Pro­spekt

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/198&oldid=- (Version vom 15.3.2024)