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Klopstock, der so einseitig hingeschrieben wird“. Dagegen hält er Stammbuchblätter für angebrachter im Verkehr junger Leute verschiedenen Geschlechtes: „Hier gelten Erinnerungszeichen, und ein solches hat um so mehr Werth, da Briefe weniger vor­kommen.“

Die Zeit der Stammbuchblätter beim Studenten war vorbei, die Silhouette mit herzlicher Widmung, kräftigem Erinnerungswort, eigener Unterschrift hatte gesiegt. – Nun aber, nachdem von ihm, dem liebenden und geliebten Freunde, gesprochen, zurück zu seinem Schulleben, in dem die Wurzeln solcher Herzensbünde ruhten.

Bei seinen schwärmerischen Freundschaften ist es verständ­lich, daß er ein einziges Mal eine Schulaufgabe für einen deutschen Prüfungsaufsatz nennt. Sonst ist weder von Aufsätzen, noch von Vorträgen, noch von Prüfungen in seinen Tagebuchblättern viel die Rede. Einmal versäumt er einen Examentag, doch ent­schuldigte er sich „noch glücklich“. Von seiner Reifeprüfung, den Wochen vorher, den Tagen selbst, dem Frohgefühl nachher ist nicht die Rede. Jenes einzige Thema, das er nennt, lautete: Die Schule der Tempel der Freundschaft! – Die Fassung ist so recht ein Ausklang aus der Biedermeierzeit, in der Säule und Tempelfront in Garten- und Friedhofsanlagen so gern ver­wendet wurden. Diese Aufgabe entsprach seiner Neigung, und so „legte ich nieder, wie sehr beglückt ich durch Freundschaft mit einer treuen Seele mich fühlte“.

Erwähnenswert ist, daß er noch über eine „erste Turnstunde“ ausdrücklich Bemerkungen macht. Unter dem 2. September 1837 bucht er: „Die erste Turnstunde der Kreuzschüler. Die legio prima wird gestellt, gemustert und der Größe nach geordnet“. Leider wird die Fortsetzung dieser für 1837 immerhin denk­würdigen Einführung einer Turnstunde für die damalige Prima nicht gegeben.

Die geringe Teilnahme an dem, was die Schule bietet, treibt ihn dagegen frühzeitig zu Vorarbeiten für sein eigentliches Studium. Die Einrichtung biologischer Kurse an den Gymnasien unserer Zeit befriedigt einigermaßen die Wünsche, die ein Gymnasiast,

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/187&oldid=- (Version vom 14.3.2024)