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zum Teil noch vorhandenen Briefen beweist, daß er das treu und geschickt zugleich getan hat.

Ist es nun angebracht, auch aus diesen Aufzeichnungen Stellen anzuführen, Mitteilungen zu machen? Spielt sich das Familienleben, das Schulleben, das gesellige Leben in der Stadt, der Verkehr außerhalb der Stadt nicht in derselben Weise ab, wie das die Brüder festgehalten haben? Gewiß; und doch klingt manches so ganz anders und bringt auch ganz anderes, wie das, was die vier bis sechs Jahre älteren Brüder berichten. Dies erklärt sich erstens aus den besonderen Anlagen des jungen Menschen, zweitens aus den fortschreitenden Zeitverhältnissen. 1837–1841, denn aus diesen Jahren stammen seine Hefte, sind eben doch anders, als 1830–1835.

Hermann Rachel ist nach Briefen, die an ihn gerichtet sind, nach Erzählungen der Überlebenden – er starb schon 1842 als Student am Nervenfieber – ein liebenswürdiger, heiterer, schwärmerisch veranlagter, dichterisch begabter Jüngling gewesen. Wohin er kam, wer mit ihm verkehrte, Männer, Jünglinge oder Mädchen – man hatte den blonden jungen Mann, der gern gesellig lebte, der sich offen und frei gab, gar bald sehr gern. So schreibt ihm ein Mädchen, das der schon oft genannten Familie Blöde angehörte und das, wie es eine Zeitlang schien, seine Schwägerin werden sollte, nicht von Stadt zu Stadt, sondern aus ihrer Wohnung in die des jungen Mannes:


„Aber sagen Sie mir, guter Hermann, warum, wenn Sie so beredt von dem Glücke anderer sprechen, warum so wehmütig von Sich selbst? Ach! sollte ich denn glauben, daß Sie, mit Ihrem heitern, reinen Sinn und regen Geiste, nicht glücklich wären? nein, unendlich! Nun, und wenn auch vielleicht jetzt, in den noch schwärmerischen Tagen der frühen Jugend ein geheimes Weh in Ihrem Herzen ist, werden Sie nicht dann, in der schönen Zeit, wo, wie Sie schwärmen, wir Alle das Unsrige gefunden haben, werden auch Sie nicht dann in der treuen Erfüllung Ihres Berufes, in dem edeln Streben nach den unerschöpflichen Schätzen der Wissenschaft und Kunst, und endlich auch im Arme der Liebe Ihr Glück finden?! Oh gewiß, wenn Sie so bleiben, wie Sie jetzt sind, mit

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/179&oldid=- (Version vom 14.3.2024)