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„Erlebtes“ von Hermann Moritz Rachel.

Es wäre seltsam gewesen, wenn nicht auch den dritten Sohn des Hauses, Hermann Moritz Rachel, geb. am 1. November 1819, die Neigung, in Tagebüchern das Erlebte, das Gefühlte zum Ausdruck zu bringen, gepackt hätte. Der jüngste Bruder war im Jahre 1830 auf die Kreuzschule gekommen und hatte sie Ostern 1839 verlassen, um nach Leipzig zum Studium der Medizin zu gehen. Fünf Hefte Tagebuch hat er hinterlassen, lose Blätter nach Jahrgängen geordnet, auf deren Umschlägen der besondere Titel „Erlebtes“ zu lesen ist. Auch er hat zunächst die Tagesereignisse auf Zettel flüchtig hingeworfen und die An­gaben dann später weiter ausgearbeitet. Ja, aus der letzten Fassung, die vorliegt, geht hervor, daß er in seiner Begeisterung für Ergüsse der Seele die älteren Entwürfe einige Jahre später wieder umgearbeitet und in neue Form gegossen hat. Nicht immer ist er damit zustande gekommen, so daß oft viele Seiten frei geblieben sind, auf die er die letzte Fassung noch hat schreiben wollen. Bei der Fülle der Arbeit, die dies neben dem Studium, das wohl manchmal etwas zu kurz gekommen ist, verursachte, ist es nicht erstaunlich, daß der Lücken gar viele geblieben sind. Seine Niederschriften erinnern manchmal an „Denkwürdigkeiten“ oder, wenn man das Fremdwort gebrauchen will, an Memoiren, denn oft sind Briefe, die er geschrieben oder erhalten hat, mit hineingearbeitet. Der Vergleich zwischen solchen Stücken und den

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/178&oldid=- (Version vom 14.3.2024)