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die letzten Worte, die er eingetragen hat: Vorsicht und Klug­heit überwinden alles. Der Techniker, der künftige Ingenieur hat dies auch wahr gemacht.

So sei zum Schluß kurz auf den Lebensgang des Gustav Rachel hingewiesen.

In den Jahren, da er eine einfache theoretische, eine tüchtige praktische Ausbildung erlangt hatte, kommt in Sachsen die große Wendung im Verkehrswesen: der Eisenbahnbau. Er meldet sich zu den vorbereitenden Arbeiten an der Leipzig-Dresdner Bahn. 1836–37 nimmt er teil an den Vermessungen und dem Nivellement. 1837–39 hat er als Ingenieur-Assistent die Aufsicht über Erd- und Kunstarbeiten und wohnt zumeist in Oberau, in dessen Nähe die großen Einschnitt- und Tunnelarbeiten betrieben wurden. Er hatte dabei die Genugtuung, einen Tunnelbau, der ursprünglich einem englischen Ingenieur übertragen worden war, auf sein Ge­such hin nach eigenen Entwürfen und ohne Verlust auch nur eines einzigen Arbeiters zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber durchzuführen. Als der Oberauer Tunnel in der Hauptsache vollendet war, wurde eine kleine Feier bei Fackelbeleuchtung ge­halten. Aus kleinen Gläsern wurde Wein getrunken und diese dann gegen die Tunnelwand geworfen. Da sein Glas nicht zer­brach, hob er es auf und ließ eine entsprechende Inschrift hinein­schleifen. 1840 benutzte er dasselbe bei ähnlichen Anlässen an der Wien-Gloggnitzer Bahn, der Anlaufsbahn zum Semmeringpaß. Auch dabei blieb das Glas unversehrt, und wieder ließ er In­schriften anbringen. [1] Mit Recht wird in der Denkschrift zur Feier des 8. April 1884: „die Leipzig-Dresdner Eisenbahn in den ersten fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens“[2] sein Name mit unter denen genannt, die bei diesem Bahnbau ihre Schule im Eisenbahnwesen durchgemacht haben. Als am 8. April 1839 die ersten Züge zwischen den beiden sächsischen Städten verkehrten,


  1. 1. Mitternacht zwischen dem 2 ten und 3 ten April 1839 im Tunnel bey Oberau. – Sieben Stunden darauf ging die erste Locomotive durch. – 2. Nachmittags 2 Uhr den 6  ten März 1840. Durchschlag der Hauptörter. Arbeiterfest. – Nachmittags 4 Uhr d. 25. Juni 1840. Grundsteinlegung ohnweit Baden b. Wien. 22 Tge darauf letztes Glück auf.
  2. S. 50, 75.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/175&oldid=- (Version vom 14.3.2024)