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er sehr vergnügte Tage zubrachte. Wieder nach Kühren zurückgekehrt, machte er sich an die Ausarbeitung der Detailaufnahmen. Da wurde er durch ein Schreiben zurückberufen. Die rechte Begeisterung für den Beruf, in dem er später so Tüchtiges leisten sollte, schien ihn noch nicht gepackt zu haben, denn er fügt die Notiz hinzu: „Dies war mir um so lieber, da mir eine sehr langwierige Arbeit bevorgestanden hätte.“ Wie groß, wie un­beschreiblich war aber seine Freude, als ihm nach seiner Rückkehr mitgeteilt wurde, daß ihm einstweilen ein jährliches Gehalt von 120 Talern ausgesetzt worden sei!

Einige Monate darauf kam auf seiner Plankammerexpedition die Rede darauf, daß die ganze Kameralverfassung aufgelöst werden sollte. Der Vater beruhigte den darüber aufgeregten jungen Mann und meinte, wenn auch keine Aussicht auf die Katastervermessung wäre, wolle er ihn auf dem Rathaus bei der Steuer unterzubringen suchen. Das erschien ihm als ein Trost, der ihn beruhigte. Da eröffnete sich ihm im Januar 1835 doch die Hoffnung, zur Landesvermessung genommen zu werden. Er begab sich zu deren Vorstand, dem Oberstleutnant Leonhardi, aufs Landhaus und meldete sich als Geometer. Zunächst wurde er, der gerade Neunzehnjährige, freundlich und zuvorkommend aufgenommen. Bald sollte sich das aber ändern. Hören wir, wie seltsam sich in jenen guten, alten Zeiten Anmeldung, Prüfung und Annahme für ein Amt abgespielt haben. „Das zweite Mal erklärte mich Oberstleutnant Leonhardi geradezu für blind. Ich war außer mir und hatte große Lust, sogleich wieder fortzugehen, wenn mirs nicht um meine Eltern war. Ich antwortete erst nach einigen Minuten, dann stellte ich es ihm aber mit lauten und derben Worten vor und berief mich auf meine gelieferten Arbeiten; indeß er blieb dabei, durch die Brille sehe man falsch. Endlich wurde mir’s unausstehlich, ich empfahl mich. Doch be­stellte er mich nachmittags (am 21. Januar 1835) wieder hin. Voller Wut über solche Grobheit ging ich zu Haus – setzte mich einige Zeit hin, repetierte, wußte aber zuletzt nicht, was ich gelesen hatte. – Endlich rannte ich hinunter in die ehemalige Strafkaserne, ließ mich anmelden, trat ein. Krause saß drin; sogleich kam Leonhardi geschossen, setzte mit den Worten: ‚Hier,

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/167&oldid=- (Version vom 14.3.2024)