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fürchterliches Schloßenwetter, und der Wind wurde zum Sturme. Wir packten eiligst ein, konnten aber dabei kaum aus den Augen sehen. Beim Heruntergehen wurde es so arg, daß wir uns kaum erhalten konnten. Ich hatte dabei das Vergnügen gehabt, den Bärenstein zweimal zu besteigen, da der Thermometer beim Heraufgehen vergessen worden war und der Oberinspektor ihn keinem anderen anvertraute; den Barometer und 3 Thermometer mußte ich ebenfalls heruntertragen.“ Im Rathaus von Oberwiesental erhielten sie hierauf gutes Quartier und saßen abends mit dem Herrn Pfarrvikar und dem Herrn Förster vergnügt zusammen. Für den folgenden Tag, Sonntag den 18. August, wurde eine Besteigung des Fichtelberges geplant; der Förster wollte „führen“. „Früh um 5 Uhr brachen wir auf und bestiegen den Fichtelberg. Ich machte Versuche, den Siedepunkt des Wassers zu finden, und beobachtete den Barometer und den Thermometer. Der Oberinspektor arbeitete mit dem Theodulit. Das Wetter war sehr schön, früh aber sehr nebelicht, allein gegen 10 Uhr wurde es ganz hell, und wir genossen eine herrliche Aussicht. Ich mußte die Entfernung der zwei Kuppen des Fichtelberges voneinander ausschreiten. Es ergaben sich nach doppeltem Ausschreiten 1 100 Schritt. – Die zwei Leute, die wir mit hatten, machten unterdeß ein großes Feuer, woran man sich ganz gemüthlich wärmen konnte. Der Oberinspektor ließ ein Frühstück und Wein heraufholen. Um 3 Uhr wurden wir mit der Arbeit fertig und stiegen sogleich herunter, aßen im Rathaus zu Mittag und fuhren durchs Böhmische über den Keulenberg (so!) nach Weipert zurück. Von da wollten wir über Jöhstadt nach Satzungen, um daselbst den Hirtstein zu besteigen, aber der Wirt in Weipert, wo wir einkehrten, sagte uns, daß dieser Weg bodenlos und mit dem Wagen darauf gar nicht fortzukommen wäre; daher kehrten wir nach Annaberg zurück.“

Von hier aus wurde am 20. August noch der Pöhlberg bestiegen. Hierbei hatte Rachel nur den Barometer zu beobachten. Dem Oberinspektor versagte beim zweiten Male die Nivelle, so daß er in der Arbeit nicht fortfahren konnte.

Eine hübsche Unterbrechung der Berufsarbeit bot dem jungen Mann auch einmal ein Besuch der Annaberger Verwandten,

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/163&oldid=- (Version vom 14.3.2024)