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Dagegen erlebte er Freude am Schulmeister loci; dem mußte er seine Instrumente und seine Zeichenarbeiten vorlegen und erklären. Dann und wann kam er auch und forderte mathematische Belehrung, die ihm gern erteilt wurde. War dieser Mann wieder nach seinem benachbarten Hause zurück­gekehrt, so nahm er wohl seine Geige, spielte darauf und „brüllte“ kräftig sein Abendlied zum offenen Fenster hinaus in die Nacht.

Eine ganz besondere Unterbrechung bereitete der Besuch des Herrn Oberinspektor Lohrmann aus Dresden, der sich über den Stand und die Güte der Arbeit der jungen Leute Klarheit verschaffen und noch manches selbst besuchen wollte. Am 14. August traf er in Sachsenfeld ein, maß verschiedenes nach und erklärte, daß der junge Rachel seine Sache gut gemacht habe; alles traf genau zu. „Ich hatte,“ so schreibt er in sein Tagebuch, „eine unmäßige Freude darüber, auch der Oberinspektor wunderte sich sehr, da man mir es überhaupt von Seiten der Kameralvermessung nicht zugetraut hatte.“ Wie freute sich der Vermessungsvolontär, als ihm der Herr Oberinspektor einen Platz in seinem Wagen anbot, falls er die Reise in Höhenmessungsangelegenheiten mit ihm machen wollte! Natürlich wurde dies freudig angenommen.

Nun begann denn eine wahre Wasserfahrt, die erst am 20. August endigte. Fast jeden Tag goß es; es war in der Gegend von Wildenthal, Eibenstock, Sosa, Plauental; auch kamen sie nach Oberwiesental und bis auf den Fichtelberg. Zweimal kamen sie abends völlig durchnäßt ins Quartier; in Eibenstock mußte er noch Stunden in den ganz nassen Sachen sitzen. Das eine Mal mußten sie ihre Tagehemden im Bett trocknen. Freitag den 18. August ließen sie sich deshalb in Bärenstein gründlich einheizen. Am folgenden Tage wurde unter erschwerenden Um­ständen Vermessung vorgenommen. Es heißt da: „Frühzeitig wurde der Bärenstein bestiegen. Wir hatten zwei Leute für uns, die die Instrumente trugen. Der Theodulit wurde aufgestellt, der Barometer und der Thermometer aufgehangen, und der Siedepunkt des Wassers untersucht. Das Wetter war so leidlich, aber ein gräßlich schneidend kalter Wind, und gerade als der Oberinspektor mit den Hauptbeobachtungen fertig war, kam ein

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/162&oldid=- (Version vom 14.3.2024)