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werden sollte. Schlieben, der die Arbeiten Rachels während der verflossenen Monate schon mehrere Male angesehen hatte, machte es am 7. August bei der Prüfung gnädig. Die Beschäftigung des Feldmessens, das an den Sonntagvormittagen mit ver­schiedenen Freunden betrieben ward, gefiel ihm schon so, daß er daran ging, den väterlichen Garten abzumessen; so arbeitete er in freien Stunden gar oft an der „Mensel“.

Der Bildungsgang, den der junge Mann im Jahre 1831 auf der technischen Anstalt, der Bauschule und in mancherlei Privatstunden genossen, macht im Ganzen einen etwas zerrissenen Eindruck; es ist dies nicht der geordnete Schulgang aus alter Zeit. Er läuft oft nur auf eine Stunde in die eine Anstalt, dann zeichnet er schnell ein paar Stunden zu Hause, hierauf eilt er zur anderen Anstalt. Nachmittags geht es zur Mathematikprivatstunde; früh, oft schon von 7–8, zur französischen Stunde. Wie die Schüler gelegentlich garnicht zur Stunde gehen, so finden sie andrerseits wohl auch den Unterrichtsraum, in dem Mechanik gelehrt wird, verschlossen und drehen sehr vergnügt um. Einmal ist eine feierliche Leichenparade eines Advokaten, der einen höheren Rang in der Kommunalgarde eingenommen hatte. Die Jugend stellt sich am Zeughof auf, bewundert das schön bestickte Leichen­tuch und zählt wohl an die 30 begleitende Advokaten. Aus der Schar der Leidtragenden ruft ihm der Lehrer, bei dem er Unter­richt gehabt hätte, zu, er solle doch schnell auf der technischen Lehranstalt die Stunde abbestellen. Er tut es und eilt dann zum interessanten Begräbniszuge zurück.

Wie die Beschäftigung und der Gang der Vorbildung etwas zerfahren, so auch die Pläne; es war eben in jener Zeit nicht allzu leicht für den, der den technischen Beruf ergreifen wollte, einen festen und klaren Entwicklungsgang zu gewinnen.

Es überkam ihn damals oft der heiße Wunsch, doch noch, wie er dies früher gehofft hatte, Offizier zu werden. Da borgte er sich kriegswissenschaftliche Sachen, zeichnete Schanzen und sah sich schon im Geiste in Uniform einherstolzieren. Und doch beschlich ihn die Furcht wieder, daß ihn das nicht allzu kräftige Auge verhindern werde, Offizier zu werden. Ein andermal wurde

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/147&oldid=- (Version vom 13.3.2024)