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beide sehr richtig gebaut. Nach vollendeter Besichtigung waren sie recht müde und durstig geworden und begaben sich nach der Königsmühle. Hier aßen sie Buttersemmel und tranken Milch, eine Kost, zu der unter der Einwirkung der segensreichen antialkoholischen Bewegung und der Sportfreudigkeit die Jugend jetzt nach 80 Jahren vielfach zurückkehrt. Hierauf wurden allerlei Belustigungen getrieben. Während etliche über den Mühl­graben zu springen suchten, ging er zur Weißeritz hinab, trat in eine Fähre und pflückte sich zum Andenken an den Tag von einem fast im Wasser stehenden Holunderbaum etliche Blüten, die er seinem Tagebuch, auf einen besonderen Zettel geklebt, einverleibte. Um zehn Uhr gingen dann alle über die Berge nach Dresden zurück.

Donnerstag der 4. Juni brachte in das tägliche Einerlei der Stunden und des Zeichnens eine erwünschte Unterbrechung. Es wurde die Modellkammer besucht, die sich auf dem Zwinger befand; es ist jetzt der mathematisch-physikalische Salon. Schon das Innere des Raumes entzückte ihn: Fußboden, Pfeiler und Bögen aus sächsischem Marmor. Er sah zwei in Holz ge­schnitzte Grundrisse von der alten Festung Dresden, desgl. einen von der Stadt Düsseldorf. Schubert erklärte den jungen Leuten nun die vorhandenen Spinn- und Webmaschinen, sowie die Mo­delle von Brücken, Mühlen, Dampfmaschinen, Schiffen usw. Von irgend etwas aus dem Eisenbahnwesen ist nicht die Rede. Eine schöne Holzsammlung und Modelle von Vielecken ergänzten die gewonnenen Eindrücke. Neue Anregungen brachte der 17. Juni, mit der ersten Mechanikstunde, sowie der 18. mit einem Be­suche des Silberhammers unter Schuberts Führung.

Sehr sonderbar mutet es uns an zu hören, daß die jungen Leute am 24. Juni in keine Lehrstunde gingen, da sie den „ein­gegangenen“ Feiertag, den Johannistag, halten wollten. Bald darauf begann das Feldmessen, das hauptsächlich nach Hopfgartens zu betrieben wurde.

Nachdem so der Sommer 1831 im fleißigen Besuch der Stunden und mit eifrigem Zeichnen verbracht worden war, winkte ein Examen bei Kammerrat Oberlandfeldmesser von Schlieben, dem Vorstand der Plankammer, dem der junge Mann übergeben

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/146&oldid=- (Version vom 13.3.2024)