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Chemie, Technologie, Statik, Hydrostatik; außer Situations­- und Kartenzeichnen auch noch praktische Vermessung. Da die Lehrkräfte auch vielfach anderweit beschäftigt waren, mußte der Stundenplan sich über den ganzen Tag erstrecken; in der ersten Zeit lag der Unterricht zwischen 7 Uhr früh und 7 Uhr abends; sogar zwischen 1–2 Uhr gab es Unterricht, und zwar in deutscher Literatur.

Die Modellmaschinensammlung war im Anfange noch sehr dürftig; es kam wohl auch vor, daß etliche der Modelle vom „Hohen Ministerium“ des Innern an Fabrikanten des Inlandes auf Zeit abgegeben wurden, damit sie diese Maschinen kennen lernten und deren Vervielfältigung veranlaßten, z. B. an die be­kannte Tuchfabrik von Herrmann & Söhne in Bischofswerda. In dem Kabinett gab es damals, als der junge Gustav Rachel eintrat, 76 Modelle, teils aus Eisen, teils aus Holz; darunter 10 Handschrotmühlen, Feuerspritzen, Feuerleitern, Blitzableiter, Spinnräder, Thermometer, von Holzsparöfen (besonders charak­teristisch für die Zeit des Übergangs von der Holz- zur Kohlen­feuerung) 20 Arten. Damit auch Besucher aus der Provinz Vorteile von dieser Aufspeicherung von „Mustermaschinen“ hatten, wurde die Sammlung, die sonst nur Freitags von 2–5 Uhr geöffnet war, auch an Jahrmarktstagen Gewerbetreibenden zu­gänglich gemacht.

Daß die so ausgestattete und so geordnete Schule dem Bedürfnisse entsprach, geht daraus hervor, daß sie 1831 schon 276 Besucher zählte; 5 % waren Ausländer (darunter auch die nichtsächsischen Deutschen gerechnet); 30 % waren aus Sachsen (mit Ausnahme von Dresden), 65 % waren Dresdner.

Untergebracht war die Schule zuerst in dem auf der Terrasse stehenden Brühlschen Lusthaus, das später Rietschels Lehratelier war; deshalb erhebt sich an der Stelle, wo es einst stand, jetzt das Rietscheldenkmal. Es war damals ein gefälliger Rund­bau mit zwei Sälen, zur Rechten, zur Linken. Einige Unter­richtsräume waren auch zeitweise im alten Kuffenhause auf der kleinen Schießgasse, wo jetzt das Polizeigebäude steht. Später, 1833, wurde noch die ehemalige Rüstkammer, links vom schönen Tor am Jüdenhof gelegen, zu Vortragsräumen eingerichtet. Da

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/140&oldid=- (Version vom 9.3.2024)