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„Künftige Fabrikanten und andere Personen, denen es in Zu­kunft nützen konnte, wurden hauptsächlich erwartet“. Außer den dem einfacheren Verständnisse angepaßten Vorlesungen konnten auch ausführlicher gehaltene besucht werden; Zeugnisse nach be­wiesenem Fleiß und abgelegter Prüfung konnten hier erteilt werden.

Fünf Jahre später geschah ein bedeutender Schritt nach vorwärts. Die Königlich Sächsische Landes-Ökonomie-Manufaktur- und Commercien-Deputation (später im Königlichen Mini­sterium des Innern aufgegangen), die schon im 18. Jahrhundert für Gewerbe und Handel Sachsens Ausgezeichnetes geleistet hatte, eröffnete am 1. Mai 1828 die technische Bildungsanstalt. Sie war ausdrücklich bestimmt für Handwerker und Fabrikanten; zugleich aber auch für Künstler zur Erhöhung ihrer Geschicklichkeit, zur Vervollkommnung des Betriebes und ihrer Gewerbe. Der Lehrgang brachte Praktisches und Theoretisches. Zunächst wurden in der Maschinenbauanstalt Rudolf Blochmanns, des um die technischen Verhältnisse Dresdens sehr verdienten Mannes, Übungen angesetzt. Hierauf folgte theoretischer Unterricht. Zum Schluß wurde noch eine praktisch-theoretische Anleitung für Weiter­strebende gegeben. Während in der 1. und 2. Abteilung nur Inländer zu unterrichten waren, sollten in der 3. auch „Aus­länder“ zugelassen sein. Wie seltsam kommt es uns vor, daß die Vorbedingungen sehr bescheiden gestellt waren. Der Anzumeldende sollte nicht unter 14 Jahre, nicht über 18 Jahre alt und konfirmiert sein. Verlangt war nur Fertigkeit in Lesen, Schreiben und in den gemeinen 4 Rechnungsarten. Für das unglaublich niedrige Schulgeld von 1 Tlr. 12 Gr. und 8 Pfg. monatlich hatte der Besucher auch noch freie Benutzung der Sammlungen, der Zeichnungen, der Bibliothek und der Modellkammer.

Nach den einfachen und bescheidenen Anfängen der ersten Jahre hob sich die Anstalt unter der Leitung des sehr tüchtigen Oberinspektors Lohrmann.[1]

Schon waren in Mathematik Differenzial- und Integralrechnung angesetzt, desgleichen praktische


  1. Nach ihm ist jetzt in der Vorstadt Reick eine Straße benannt; ein Bild von ihm und seine berühmte Mondkarte sind im math.-physik. Salon.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/139&oldid=- (Version vom 9.3.2024)