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menschlichen überwiegen, die aber nicht ohne allerhand Effekt­stückchen erzählt werden.

Die Sorglichkeit, mit der diese Auszüge in Hefte ein­getragen und diese wiederum zu einem stattlichen Pappband von 300 Seiten zusammengefaßt sind, beweist, welchen Wert er auf dieses Bildungsmittel gelegt hat. An dem regeren literarischen Leben, das Ende der dreißiger Jahre in Dresden durch Arnold Ruge und Theodor Echtermeyer, die Herausgeber der Hallischen Jahrbücher, zu bemerken ist, hat er teilgenommen; verkehrten diese beiden doch mit seinem Freunde Gustav Blöde und dessen Familie. Ein Leseverein führte ihn auch mit anderen gleich­strebenden jungen Männern zusammen, in dem Pflege neuer Literatur, eigene literarische Betätigung und einfache Familiengeselligkeit die Losung war.

Seinen Bürgerpflichten hat er durch Dienst in der Kom­munalgarde genügt. Unsere Mutter oder das Dienstmädchen mit den Knaben ging wohl hinaus nach der „alten“ Vogelwiese, der Baufläche, auf der jetzt Kunstgewerbemuseum und städtische Ge­werbeschule stehen, um dem Vater, der als Hauptmann seine Kompanie exerzierte, zuzusehen. Seine Uniform und sein Säbel haben noch lange Jahre, in einem alten Schranke hängend, ihren Eindruck auf die Kinder des Hauses nicht verfehlt. In der Zeit vor 1848 und im Jahre 1849 stand er auf der Seite der Maß­vollen. Notwendigerweise mußte sich die Freundschaft zwischen ihm und Gustav Blöde, der in seiner raschen, leidenschaftlicheren Art an der Maibewegung einigen Anteil hatte, lösen. Blöde, der in jenen bewegten Tagen in der Stadtverordnetenversammlung vielfach der Wortführer der demokratischen Partei war, ist dann, wie schon erwähnt wurde, geflohen und hat bis an sein Lebens­ende in Amerika als Mitarbeiter an einer großen Zeitung gelebt.

Der Tagebuchschreiber, von dem nun Abschied zu nehmen ist, hat bis 1859 als Advokat gewirkt, war auch Mitte der fünfziger Jahre Stadtverordneter.[1] Später ging er in das Versicherungsfach über, in dem er sowohl in Dresden wie in Wien, wo er am 13. Mai 1880 gestorben ist, schriftstellerisch tätig gewesen


  1. S. Dresdner Geschichtsblätter Jahrg. 24, Nr. 1, S.104.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/135&oldid=- (Version vom 13.3.2024)