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geworden (1841), hörten auch diese Niederschriften auf. Der Geschäftsmann überwog, das literarische Genießen und Ver­arbeiten verschwand.

Vielleicht ist es aber für eine spätere Zeit nicht ohne Interesse, die Zeitungen, Zeitschriften und Bücher zu nennen, die ihn zu oft recht umfangreichen Auszügen veranlaßten. Es sind dies das Stuttgarter Morgenblatt, die Staatsbürgerzeitung, die Sachsenzeitung, das Journal La France, Statistische Lehrbücher. Von dichterischen Werken stehen voran Jean Pauls Werke, Goethes Wahrheit und Dichtung, Tiecks Novellen, allerhand Lieder aus des Knaben Wunderhorn, von Rückert, lateinische Kirchenpoesie. Ferner Immermanns Münchhausen, Friederike Bremers Nachbarn, Kortüms Jobsiade. Biographische Werke, wie Rahel Varnhagens Umgang und Briefwechsel, Justinus Kerner von Strauß, Eduard Gans, Rückblicke auf Personen und Zustände. Das junge Deutschland kündigt sich stark an: Heinesche Schriften, Laubes Reisenovellen, Börnes Briefe, Semilasso in Europa, die Hallischen Jahrbücher; auch Schriften der Gräfin Ida Hahn-Hahn. Entsprechend der starken Be­schäftigung der Deutschen damals (und wohl noch lange nachher) mit England und Frankreich erscheinen viele Schriften über diese Länder oder aus ihnen: Die St. Simonisten, Paris im Jahre 1835, Theodor Mundts Bücher. Eine besondere Vorliebe hat er auch für Denksprüche, Sinnsprüche aller Zeiten, daher denn aus allen möglichen Schriften eine Fülle oft recht schlagender Worte zusammengetragen ist, sogar auch Grabschriften. Und so gefiel ihm auch Webers Demokrit, der jetzt wohl so ziemlich vergessen ist, diese Sammlung von Zitaten und Aussprüchen aller möglichen Leute aller Zeiten.

Auffällig zurück treten Romane. Um so merkwürdiger ist es, daß er dem historisch aufgeputzten Roman der damals so beliebten Schriftstellerin Gertrud Paalzow „Godwin Castle“ auf 14 Großquartseiten Zitate entnommen hat. Dieses Werk, 1836 erschienen und noch bis 1856 neu aufgelegt, lockte durch den Nebentitel „Aus den Papieren der Familie Nottingham“ und durch eine Art Wetteifer mit Walter Scott. Freilich treten bei ihr die antiquarisch-historischen Momente zurück und die rein

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/134&oldid=- (Version vom 13.3.2024)