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Bei diesen Übungen trat Rachel auch einem jungen Griechen näher, Manuel Rizos, mit dem er sich bald auf „Du und Du“ befreundete. Daß er einem Volke entstammte, das eben erst nach begeisternden Freiheitskämpfen seine politische Selbständigkeit errungen hatte, machte ihn dem deutschen Studenten gewiß interessant genug. Durch ihn trat auch in den Kreis ein Perser, namens Sacher, von dem aber nichts Näheres berichtet wird.

Das gesellige Leben, das der junge Fuchs in Leipzig führte, war sehr bescheiden. Hie und da wurde er, was stets mit Freuden notiert wurde, in gute Familien geladen, so zu Dr. Friderici, einem nachmals hochangesehenen Leipziger Juristen. Dort lernte er mit seinem Kreuzschulfreund Osterloh, dem späteren rühmlichst bekannten Zivilprozeßprofessor, interessante Menschen kennen und eignete sich unter Anleitung der feingebildeten Haus­frau die Sitten und Gebräuche der höheren Leipziger Gesellschaft an. Der Braten schmeckte, wie auch der Wein; daß dazu sehr gut mundendes Selterserwasser getrunken wurde, wird als Be­sonderheit eingetragen. In einfachen Bürgerkreisen, in die er geriet, wurde der Gesang gepflegt. Beliebte Lieder und Duette aus der „Schweizerfamilie“ und dem „Opferfest“ wurden immer und immer wieder gesungen. Er nennt am häufigsten die Liederanfänge: „Wenn mir dein Auge strahlet“, „Rose, wie bist du“ und das himmlische: „Du gibst mir also nicht dein Herz?“ Dies letztgenannte stammte vom so sehr beliebten Komponisten des Tiedge-Liedes: An Alexis send ich dich, von F. H. Himmel, und hatte den Titel Herzenswechsel.

Mit Freunden oder befreundeten Familien wurde auch gern spaziert. Der durch die Schönheit Dresdens und dessen Umgebung verwöhnte junge Dresdner fand zwar den Kuchengarten sehr hübsch, das Rosental oder vielmehr „Knoblauchstal“ wollte dem eifrigen Besucher des Großen Gartens nicht gefallen. Größere Studentenbummel führten ihn im Juli seines ersten Semesters nach Grimma, im August nach Altenburg, doch fehlen hier die näheren Angaben. Hauptspaß gaben die Wanderungen am Ende des Semesters nach Dresden.

Am 13. September 1832 – so spät erfolgte damals der Schluß des allerdings erst im Mai begonnenen Sommersemesters –

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/132&oldid=- (Version vom 13.3.2024)