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sondern nur den bestehenden Gesetzen eine schärfere Auslegung brachten.[1]

Aber da sie ganz ausdrücklich Vereine, Versammlungen und Presse neuerdings bedrohten, da sie die Rechte der Landstände einengten, die Regierungen aufforderten, jeden Angriff der Landtage auf den Bund zu verhüten, und erklärten, daß die Auslegung der Grund­gesetze des Bundes allein der Bundesversammlung zustehe, gaben sie Grund genug zur Erregung, zur Unzufriedenheit. Hören wir den Bericht des jungen Mannes hierüber: „Zu Mittag las ich die Beilage der Leipziger Zeitung, die die Bundestagsbeschlüsse enthielt, die mich natürlich mit nicht geringem Unwillen erfüllten und überhaupt große Sensation erregten; besonders waren es einige Artikel, die völligen Umsturz aller Constitutionen drohten. In dem Kolleg bei Wachsmuth waren alle von dem Gedanken und den Folgen erfüllt, die dieser Beschluß haben könnte. Einer nahm es von der spaßhaften Seite und behauptete, es könne nichts wohlthätiger auf die Constitutionen wirken, als gerade dieser Beschluß, und er hatte wirklich die richtigere Ansicht, während Blöde ihn für das Signal zum Aufruhr hielt. Devrient schrieb einen Zettel und wollte im Tageblatt die Bitte um die Veranstaltung einer Prachtausgabe des Bundesbeschlusses (unter­schrieben unus pro omnibus) einrücken lassen; es erschien jedoch nichts in dem Tageblatt, sey es nun, daß die Bitte die Censur nicht passiert hatte oder, was wahrscheinlicher war, garnicht ab­gegeben worden war. Vor der Stunde war verabredet worden, daß wir mehrere in pleno auf die Expedition ziehen und uns die Beilage holen wollten. Dies geschah, und siehe da, wir waren nicht die Einzigen; eine zweite Auflage zeigte den starken Absatz an. Ich ging noch zu Blöde, der das Blatt Bary vorlas und dann nach mehrmaligem Anspeien an die Thüre nagelte“.

Diese kräftige Verurteilung des berüchtigten Beschlusses wird man richtig einschätzen, wenn man bei Treitschke liest[2], daß


  1. Treitschke, Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, IV, S. 270 flgde.
  2. Bd. IV, S. 270.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/130&oldid=- (Version vom 13.3.2024)