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eilte er selbst mit Freund Schnabel, mit dem er Stube und Kammer in einem Hause der Hainstraße nahe dem Brühl teilen wollte, geleitet von den Packern und dem Gepäck, nach der neuen Behausung, in der sie sich bei freundlichen Wirtsleuten bald sehr heimisch fühlten. Ein hübscher Grundriß mit Einzeichnung der in beiden Zimmern aufgestellten Möbelstücke wurde gleich in der ersten Zeit angefertigt und den Eltern geschickt, damit sie über die Unterbringung der Söhne beruhigt seien.

Am andern Tage war sogleich das nächste Geschäft, den Leipziger Torzettel auf dem Rathaus abzugeben und sich dafür den Dresdner zurückgeben zu lassen, der zugleich ein Gesundheitszettel, d. h. eine Bestätigung war, daß in Dresden keine ansteckende Krankheit herrsche.

Nun galt es, die Inscription zu erlangen und die richtigen Kollegien auszuwählen.

Sie begrüßten Montag den 28. Mai früh den Rektor Professor der Rechte Karl Klien im Juridico und hörten von ihm, daß er nachmittags 3 Uhr die Ehre haben werde, die Inscription vorzunehmen. Sie erschienen denn auch pünktlich, zählten im Auditorio ihr Geld auf, der Pedell nahm es ein, dann wurden sie zum Rektor hinausgerufen. Sie mußten nun ihren Namen ins Buch und auf das Zeugnis schreiben. Nachdem dann die Gesetze in gedrängter Form vorgelesen worden waren, hielt der Rektor eine sehr gute Rede. Er ermahnte die jungen Leute zum größtmöglichen Studium; sie sollten die akademische Freiheit nicht in allen möglichen Ungebundenheiten suchen, nicht das Schwert für ihr Szepter halten; nein! wer in den Wissen­schaften die Feder gut führe, der könne auch das Schwert zur nötigen Zeit führen.

Von der Wahl der Kollegien sei hier nur erwähnt, daß außer den für das erste Semester üblichen juristischen Vorlesungen auch ein philosophisches, und zwar bei Drobisch, gewählt wurde, eines über griechische Geschichte. Hier zeigte sich wohl noch die Nachwirkung des so anregenden Geschichtslehrers Baumgarten-Crusius, den die Dresdner Kreuzschüler gehabt hatten. Im zweiten Semester beteiligten sich die Füchse bereits an einem Disputatorium,

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/127&oldid=- (Version vom 13.3.2024)